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Türkei richtet langfristige Besatzungszonen in Syrien ein

Türkei richtet langfristige Besatzungszonen in Syrien ein„Im Juli 2012 übernahm die oppositionelle Freie Syrische Armee die Kontrolle über Dscharabulus, bevor ein Jahr später die Terrormiliz ‚Islamischer Staat‘ (IS) den Ort eroberte. Am 24. August 2016 rückten dann türkische Armeeeinheiten über die nahegelegene Grenze in die Stadt ein. Damit startete die Regierung in Ankara ihre Militäroperation ‚Schutzschild Euphrat‘. Im März 2017 erklärte der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim die Offensive offiziell für beendet, doch inzwischen zeichnet sich immer mehr ab, dass die Türkei eine langfristige Besatzung des eroberten Gebiets in Nordsyrien plant. Die Eröffnung einer türkischen Postfiliale ist nur einer von vielen Belegen dafür. In al-Bab, mit mehr als 60.000 Einwohnern die größte Stadt unter türkischer Kontrolle, lernen Jungen und Mädchen seit diesem Schuljahr schon ab der ersten Klasse türkisch als erste Fremdsprache – zum Beispiel in der Major-Bülent-Albayrak-Grundschule, die nach einem türkischen Offizier benannt ist, der im Kampf um al-Bab Anfang dieses Jahres vom IS getötet wurde. Sie ist eine von zehn Schulen, die der türkische Staat in den vergangenen Monaten in al-Bab wiederaufgebaut hat. (…)

Auch am Ortseingangsschild von al-Bab werden Besucher seit Kurzem auf Arabisch und Türkisch begrüßt. Staatschef Recep Tayyip Erdogan betont dennoch, dass er es nicht darauf anlege, Nordsyrien quasi zur 82. Provinz der Türkei zu machen. ‚Wir haben nicht den Wunsch, dieses Land zu besetzen, sondern wir wollen, dass seine rechtmäßigen Besitzer dorthin zurückkehren‘, sagte der türkische Präsident in der vergangenen Woche. Mehr als zwei Millionen syrische Flüchtlinge leben derzeit in der Türkei – zumindest ein kleiner Teil von ihnen konnte inzwischen in die Heimat zurückkehren. Auch das ist einer der Gründe für den Türkischunterricht in al-Bab: Zwei Drittel der Schüler hatten mehrere Jahre als Flüchtlinge in der Türkei gelebt. Derzeit kontrollieren türkische Einheiten und verbündete lokale Milizen ein Gebiet von rund 2500 Quadratkilometern – das entspricht ziemlich genau der Größe des Saarlandes. Doch schon bald könnte sich das Territorium vergrößern. In dieser Woche startete das türkische Militär eine Offensive in der benachbarten syrischen Provinz Idlib. Offiziell heißt es in Ankara, die Soldaten sollten dort sogenannte Beobachtungsposten errichten. Tatsächlich handelt es sich dabei jedoch um Armeestützpunkte.“ (Christoph Sydow: „Willkommen in der türkischen Besatzungszone“)

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