Als Demonstranten versuchten, zum gesperrten Nijmeh-Platz vorzudringen, kam es zu Ausschreitungen mit ca. 70 Verletzten auf beiden Seiten.
Julius Geiler, Tagesspiegel
Nach einer Nacht der Gewalt ist am Sonntagnachmittag wieder Ruhe eingekehrt auf den Straßen und Plätzen der libanesischen Hauptstadt Beirut. Zuvor war es zu den wahrscheinlich schwersten Ausschreitungen seit Beginn der größtenteils friedlichen regierungskritischen Massenproteste am 17. Oktober gekommen. Am frühen Samstagabend versammelten sich hunderte Protestierende in Downtown Beirut, dem Regierungsviertel der Hauptstadt, um gemeinsam zum zentralen Nijmeh-Platz zu marschieren.
Der Platz grenzt unmittelbar an das libanesische Parlament und ist seit Beginn des Volksaufstandes im Zedernstaat vor knapp zwei Monaten durch Stacheldraht und Metallbarrieren für die Öffentlichkeit gesperrt. Als die Demonstranten die Wiedereröffnung des Areals forderten und einige versuchten, die von Sicherheitskräften angelegte Barrikaden zu entfernen, reagierten Polizei und Militär mit Gewalt. (…)
Bis in die frühen Morgenstunden lieferten sich Protestierende und Polizei ein Katz -und Mausspiel. In Anlehnung an einen der bekanntesten Protestslogans des Arabischen Frühlings von 2011 riefen die Demonstranten unter anderem: „Nieder mit dem Regime. Alle Macht dem Volke.“ Nach Angaben des Libanesischen Roten Kreuzes wurden mindestens 46 Menschen verletzt und ins Krankenhaus transportiert. Polizei und Militär sprechen von mindestens 20 Verletzen auf ihren Seiten. (…)
Bereits am späten Samstagnachmittag war es zu Ausschreitungen im Zentrum Beiruts gekommen, als Anhänger der schiitischen Parteien Amal und Hisbollah zum wiederholten Male versuchten, das Protestcamp auf dem zentralen Märtyrerplatz zu zerstören.