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Öl gegen Bauprojekte: China festigt seinen Einfluss im Irak

China und der Irak schlossen 2019 großes Wirtschaftsabkommen
China und der Irak schlossen 2019 großes Wirtschaftsabkommen (© Imago Images / Panthermedia)

China ist es gelungen, sich im Irak als einer der größten Wirtschaftspartner zu etablieren, und den Einfluss Europas und der USA zurückzudrängen.

China hat im ölreichen Irak Fuß gefasst, wodurch die bislang bestehende westliche Vorherrschaft in Bereichen wie Energie und Bauwesen ins Wanken gerät, während zugleich Experten davor warnen, dass Bagdad durch die chinesischen Infrastrukturprojekte in die Schuldenfalle geraten könnte.

»Nach jahrzehntelangem Konflikt braucht der Irak dringend ausländische Investitionen, insbesondere in die Infrastruktur des Energiesektors«, so John Calabrese vom Middle East Institute (MEI) in Washington. China ist mit seinem steigenden Energiebedarf in diese Lücke vorgestoßen und baute seine Präsenz im Irak im Rahmen eines Deals 2019 aus, durch den chinesische Bauprojekte im Gegenzug zu irakischen Öllieferungen vereinbart wurden.

Dadurch ist Peking zu einem der größten Importeure irakischen Rohöls geworden, auf dessen Konto 2021 44 Prozent der irakischen Ölexporte gegangen sind, wird Muzhar Saleh, ein Berater von Premierminister Mustafa al-Kadhimi, in Al-Monitor zitiert. Das staatliche Unternehmen PetroChina hat sich mit Frankreichs TotalEnergies und Malaysias Petronas zusammengeschlossen, um das Halfaya-Ölfeld im Südirak auszubeuten, wobei »China erst am Anfang« stehe, wie Botschafter Cui Wei kürzlich in einer Videokonferenz vor Journalisten sagte.

Aber Peking ist an mehr als nur dem Handelspotenzial des Irak interessiert, sagt MEI-Experte Calabrese. »Jenseits der offensichtlichen kommerziellen Anreize« sei China bestrebt, »sich fest in einem Land und einer Region zu verwurzeln, die lange Zeit der Westen und insbesondere die Vereinigten Staaten dominiert haben«.

Der Irak ist einer der vielen Partner in Chinas riesiger Infrastrukturinitiative namens »Neue Seidenstraße«, die nach Ansicht westlicher Politiker die Gefahr birgt, ärmere Länder durch Schulden an Peking zu binden. Bagdad sei ein »wichtiger Kooperationspartner« bei dem Projekt, sagte ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums gegenüber der Nachrichtenagentur AFP und fügte hinzu, Peking habe »aktiv am Wiederaufbau der irakischen Wirtschaft mitgewirkt«.

Zwischen 2013 und 2022 war der Irak im Energiebereich der drittwichtigste Partner des »Neuen Seidenstraße«-Projekts, wie Christoph Nedopil vom Green Finance and Development Center an der Fudan-Universität in Shanghai in einem Papier schreibt. Im Rahmen des 2019 geschlossenen Abkommens verkauft Bagdad pro Tag 100.000 Barrel Rohöl an China, wodurch im Gegenzug Bauprojekte im Irak finanziert werden, darunter Schulen oder der Flughafen in Nasiriyah, der von der China State Construction Engineering Corp. errichtet wird.

Die irakische Regierung erklärte zwar öffentlich, dass chinesische Firmen bei solchen Projekten mit lokalen Auftragnehmern zusammenarbeiten müssen. Zugleich aber betont Yesar al-Maleki, ein Analyst des Middle East Economic Survey, die Auswahl der irakischen Auftragnehmer erfolge nach politischen Kriterien, wodurch der Korruption Tür und Tor geöffnet sei. Die irakischen Auftragnehmer könnten die Initiative für »nutzlose Projekte« missbrauchen, sagte er und warnte davor, dass der Irak in einer »tödlichen Schuldenfalle« enden könnte.

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