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Normalisierung der Beziehungen zwischen Iran und Sudan?

Nach jahrelanger Aussetzung der Beziehungen kündigten Iran und Sudan kürzlich eine Wiederaufnahme an
Nach jahrelanger Aussetzung der Beziehungen kündigten Iran und Sudan kürzlich eine Wiederaufnahme an (Imago Images / Pond5 Images)

Während der Sudan seit April unter einem Krieg zwischen der Armee und den Milizen der Rapid Support Forces leidet, kündigte er die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen mit dem Iran an, nachdem diese mehrere Jahre lang ausgesetzt waren.

Das sudanesische Außenministerium erklärte, die beiden Staaten hätten »nach mehreren hochrangigen Kontakten in den vergangenen Monaten beschlossen, die diplomatischen Beziehungen wieder aufzunehmen, um den Interessen beider Seiten zu dienen«. Der Sudan hatte im Jahr 2016 seine Beziehungen zum Iran aus Solidarität mit Saudi-Arabien abgebrochen. Grund waren die iranische Einmischung in der Region sowie unmittelbar die Angriffe auf die saudische Botschaft und das Konsulat in Teheran.

Vor dem Abbruch unterhielt der Sudan gute Beziehungen zur Islamischen Republik, insbesondere im militärischen Bereich. Im Jahr 2012 besuchte der 2019 nach Protesten abgesetzte Präsident Omar al-Bashir Teheran und bezeichnete die Bande zwischen den beiden Ländern als solide. Einem Bericht des Institute for Small Arms Studies in der Schweiz vom Mai 2014 zufolge gibt es Hinweise darauf, dass der Iran eine wichtige Rolle bei der Unterstützung des Waffenproduktionssektors im Sudan spielte.

Die Entscheidung, das diplomatische Verhältnis zwischen den beiden Staaten wiederherzustellen, erfolgte nach drei Monate dauernden Treffen zwischen den Vertretern und vor dem Hintergrund eines seit Monaten andauernden Machtkampfs zwischen der Armee und den Schnellen Eingreiftruppen im Sudan.

Der Zeitpunkt der Normalisierung wirft daher Fragen nach den Gründen, dem Inhalt der Vereinbarungen und den Erwartungen Teherans an diesen Schritt auf. In diesem Zusammenhang zitierte der katarische Sender Al Jazeera Beobachter mit der Aussage, dieser Wandel in der sudanesischen Außenpolitik könnte ein Versuch des Armeechefs Abdel Fattah Al-Burhan sein, iranische Unterstützung für seinen Krieg gegen die Schnellen Eingreiftruppen zu erhalten.

Negative Auswirkungen

Die in London erscheinende Zeitung Al-Aarabi zitierte Beobachter mit den Worten, die Normalisierung zwischen Teheran und Khartum werde sich negativ auf die Haltung vieler regionaler und internationaler Mächte gegenüber dem Krieg im Sudan auswirken, insbesondere auf jene Länder, die eine bislang unvoreingenommene Haltung gegenüber dem Armeechef eingenommen hatten.

Die Beobachter fügten hinzu, der sudanesische Armeechef habe mit seinem Schritt bei vielen Staaten, die in Teheran eine unmittelbare regionale Bedrohung sehen und an dessen Absichten zweifeln, wohl alle Brücken eingerissen. Obendrein vermittle der Zeitpunkt der Normalisierung die politische Botschaft, dass Al-Burhan »bereit ist, das, was vom zusammengebrochenen Sudan übriggeblieben ist, dem Willen des Irans zu überlassen«.

Unterdessen bezeichnete Al-Moez Hazrat, ein Mitglied des Zentralrats der Kräfte der Freiheit und des Wandels, die der vorherigen Zivilregierung im Sudan angehörten, die Wiederaufnahme der Beziehungen zum Iran als »seltsame« Entscheidung, da die Prioritäten der Sudanesen in dieser Phase darin bestünden, den derzeit im Land tobenden militärischen Machtkampf zu beenden und nicht darin, Beziehungen zu »verdächtigen« Ländern in der Region aufzunehmen.

Was will der Iran?

Der auf iranische Angelegenheiten spezialisierte libanesische Journalist Hassan Fahs ist der Ansicht, der Iran habe auf die Wiederaufnahme der Beziehungen zum Sudan gewartet und setze aus mehreren Gründen auf diese Kontakte.

Fahs erklärte gegenüber dem saudischen Sender Al-Sharq, Teheran betrachtet den Sudan aus strategischer und geopolitischer Sicht, »da es Interesse daran hat, an der Küste des Roten Meeres unweit des Suezkanals, des Sinai und der Küsten des Gazastreifens und des Libanon Fuß zu fassen«. Die dort gelegenen Seerouten ermöglichten es dem Iran, »vom Sudan aus Waffenlieferungen an seine Verbündeten zu schicken«, wie er es getan hat, »bevor die Beziehungen zwischen den beiden Ländern abgebrochen wurden«.

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