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Neue Doku: Roger Waters’ Antisemitismus

Protest gegen Roger-Waters-Konzert in Köln
Protest gegen Roger-Waters-Konzert in Köln (© Imago Images / NurPhoto)

Nicht nur verhöhnte Waters einen Musiker, dessen Großmutter im Holocaust ermordet worden war, auch das auf seinen Konzerten benutzte aufblasbare Schwein wollte er mit antisemitischen Schimpfwörtern bedrucken.

Wie aus einer am Mittwoch veröffentlichten Dokumentation mit dem Titel The Dark Side of Roger Waters hervorgeht, schlug der ehemalige Pink-Floyd-Frontmann Roger Waters vor, »Dirty K**e« (der englische Begriff »kike« ist ist ein antisemitisches Schimpfwort für Juden) auf das omnipräsente aufblasbare Schwein zu schreiben, das bei seinen Konzerten über dem Publikum schwebt. 

In dem von der in London ansässigen Campaign Against Antisemitism (CAA) erstellten und veröffentlichten Dokumentarfilm heißt es, der Vorschlag sei in einer antisemitischen E-Mail an Waters’ Mitarbeiter gemacht worden, in der er auch vorschlug, das Publikum mit Konfetti in Form von Hakenkreuzen, Davidsternen und Dollarzeichen zu »bombardieren«. In einer der Mails, die Waters am 25. März 2010 verschickt haben soll, heißt es:

»Hey Leute, wer will Schwein machen? Würde es funktionieren, es auf den Stuka-Träger zu hängen? Ich stelle es mir schwarz vor mit den gekreuzten Hämmern als Logo wie 1980, aber bedeckt mit Symbolen von Good by blue sky, Kreuzen, Davidsternen (gemeint ist König David, nicht David Gilmour [Waters’ ehemaliger Pink-Floyd-Bandkollege; Anm. Mena.-Watch], Halbmond und Stern, Dollarzeichen, der Shell-Öl-Muschel usw. und Slogans wie: mein Schwein, right or wrong‹, ›f-k you‹, ›no, f-k you‹, ›dirty k-e‹, ›follow the money‹, ›scum?‹ etc. Roger.«

Der Rockmusiker, der in den 1970er Jahren mit seiner Band Pink Floyd berühmt wurde, verwendet bei seinen Konzerten, in Interviews und in den sozialen Medien häufig antisemitische Bilder und Phrasen. Im Mai etwa kleidete sich Waters während eines Konzerts in Berlin in eine Art Nazi-Uniform, zu der auch eine stilisierte Hakenkreuz-Armbinde gehörte, wie Handyfotos von Konzertbesuchern zeigen. 

Während derselben Tournee löste Waters eine weitere Kontroverse aus, als während der Konzerte die Namen von Anne Frank und Shireen Abu Akleh nebeneinander projiziert wurden. Waters wurde vorgeworfen, damit eine Parallele zwischen dem jugendlichen Holocaust-Opfer Frank und der palästinensischen Journalistin Abu Akleh zu ziehen, die im Jahr 2022 bei der Berichterstattung über eine israelische Militäroperation im Westjordanland versehentlich erschossen wurde. 

Erzählungen ehemaliger Mitarbeiter

Der Dokumentarfilm enthält Interviews mit Waters’ ehemaligem Saxophonisten Norbert Statchel und dem legendären Musikproduzenten Bob Ezrin, der das berühmte Album The Wall von Pink Floyd produzierte. Statchel beschriebt einen Vorfall, bei dem Waters wegen eines vegetarischen Essens in einem Restaurant die Beherrschung verloren und die Kellner aufgefordert habe, »das Judenessen wegzunehmen«. Darüber hinaus habe sich Waters über Statchels im Holocaust ermordete Großmutter lustig gemacht, woraufhin ein Kollege den Saxofonisten warnte, nicht zu reagieren, wenn er seinen Job behalten wolle.

Bob Ezrin erinnert sich an einen Vorfall, als Waters ihm ein improvisiertes Liedchen über seinen damaligen Agenten Bryan Morrison vorsang, dessen letztes Couplet mit den Worten »Cos Morri is a fucking Jew« endete.

»Roger Waters hat seine Bühne und enorme Reichweite immer wieder genutzt, um Juden zu hänseln, während er immer behauptet, er sei nicht antisemitisch. Wir waren der Meinung, dass es weitere Beweise für das Gegenteil gibt, und mit der Veröffentlichung von The Dark Side of Roger Waters werden die Beweise, die wir erhalten haben, nun der Öffentlichkeit zugänglich gemacht«, sagte der Geschäftsführer der Campaign Against Antisemitism, Gideon Falter, in einer Erklärung.

»Es ist schwer vorstellbar, dass ein Rockstar das N-Wort über seinen Konzerten prangen lässt, aber Herr Waters verlangte von seiner Crew, genau das mit dem K-Wort zu tun. Nicht nur das, er scheint seine Zeit auch damit verbracht zu haben, seine jüdischen Mitarbeiter zu demütigen und zu schikanieren. Wann man diesen Film sieht, kommt man nicht umhin, sich zu fragen, was für ein Mensch seine Macht auf diese Weise nutzt. Ist Roger Waters ein Antisemit? Nun können sich die Menschen ihre eigene Meinung bilden«, resümierte Falter abschließend. 

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