„[D]ie Türkei macht keine guten Schlagzeilen dieser Tage: Bombenattentate, ein Putschversuch und Massenverhaftungen beherrschen die Berichterstattung. Aber das ist es nicht, was Frauen wie Nil oder die neunundvierzigjährige Deniz ins Exil treibt. Sie fühlen sich fremd in ihrer eigenen Heimat. (…) Beide Frauen planen ihre Heimat zu verlassen, weil sich am gesellschaftlichen Konsens etwas geändert hat. Und zwar in erster Linie, weil sie fürchten, dass sich die Rolle der Frau jetzt nicht mehr an modernen, westlichen Vorbildern orientieren soll, sondern im Rahmen der ‚neo-osmanischen‘ Ideologie, welche die türkische Regierung pflegt, an religiös-konservativen Vorstellungen ausgerichtet werden soll.
Wie Perlen einer langen, hässlichen Kette reihen sich verschiedenste Ereignisse der vergangenen Jahre aneinander. Für sich genommen drücken sie wenig aus. Aber setzt man die Einzelfälle zusammen, dann ergibt sich ein düsteres Bild, in dem sich genau der Wandel abzeichnet, der es modernen, westlich orientierten Frauen in der Türkei zunehmend schwer macht.“ (Veronika Hartmann: „Frauen in der Türkei. ‚Wir gehören nicht mehr hierher‘“)