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Symbol für Verbrechen: Museum in Irakisch-Kurdistan will Saddam-Statue aufstellen

Berühmte Aufnahme vom Sturz der Saddam-Hussein-Staue in Bagdad
Berühmte Aufnahme vom Sturz der Saddam-Hussein-Staue in Bagdad (© Imago Images / ABACAPRESS)

Die Pläne zur Aufstellung einer Saddam-Hussein-Statue in dem geplanten Museum von Sulaimaniyya in der Autonomen Region Kurdistan im Nordirak sorgen für eine Kontroverse.

Die Pläne zur Aufstellung einer beschädigten Statue des ehemaligen irakischen Diktators Saddam Hussein im Nationalmuseum Amna Suraka von Sulaimaniyya haben eine Kontroverse in der autonomen Region Irakisch-Kurdistan ausgelöst. Die infrage stehende Hussein-Statue wurde nach der US-geführten Invasion des Iraks im Jahr 2003 aus Kirkuk geborgen und soll am 9. April, dem Jahrestag des Sturzes des Baath-Regimes, im Museum aufgestellt werden.

Ein kurdischer Fotograf, der damals über den Sturz des Regimes berichtet hatte, bewahrte die Statue seither in seinem Haus auf. »Ich bin am 9. April gemeinsam mit den kurdischen Peschmerga-Kräften in Kirkuk eingetroffen«, erzählte Fayaq Hama Salih gegenüber kurdischen Medien, wie es dazu gekommen ist. »Am nächsten Tag, dem 10. April, entdeckte ich die Statue in einem der Stadtteile. Wir brachten die Statue mithilfe der amerikanischen Streitkräfte zu Fall. Die US-Truppen schossen mehreren Salven auf das Gesicht der Statue.« Die Amerikaner hätten einen Teil der linken Hand als Trophäe mitgenommen, »die vom Ellbogen abgetrennt war, und sie behielten diesen Teil für sich«, fügte er hinzu. Salih sagte, danach hätten er und ein Freund die Statue von Kirikuk nach Sulaimaniyya gebracht.

Amna Suraka [deutsch: die Rote Sicherheit] war in der Saddam-Ära ein Gefängnis, das für Verhöre und Folterungen sowie für Inhaftierung von Gefangenen genutzt wurde. Heute ist es ein Museum und kultureller Ort: Radierungen und Schriftzüge an den Wänden, Einschusslöcher, Folterzellen und andere Gegenstände zeugen von den Grausamkeiten der Baathisten gegen die Kurden.

Das Museum zeigt auch die tragische Geschichte der Kurden, einschließlich des – auch mit Giftgas geführten – Völkermords im Rahmen von Saddams Anfal-Kampagne Ende der 1980er Jahre und des anhaltenden Kampfs in den kurdischen Teilen des Iraks, des Irans, Syriens und der Türkei. Das Museum dokumentiert die Anwendung von Folter und zeigt einige irakische Panzer und Artillerie, die im Rahmend des Sturzes des Saddam-Regimes von den irakischen Streitkräften erbeutet wurden. Die Hussein-Statue soll nun unter freiem Himmel im Hof aufgestellt werden.

Divergierende Meinungen

»Ich glaube, dass es normal ist, diese Statue aufzustellen, nicht zuletzt, da sie beschädigt ist. Sie zeigt die Geschichte der Diktatur in dieser Gegend und das Schicksal von Diktatoren. Wenn wir solche Statuen nicht aufstellen, bedeutet das, keine historischen Beweise zu haben, die wir der neuen Generation zeigen können«, sagte der Leiter des Jamal Nabaz Kulturinstituts Dawan Maruf zu den Plänen des Museums.

Für Ibrahim Rauf, einen Dichter aus Sulaimaniyya, ist die Statue hingegen irreführend, da er der Meinung ist, sie erkläre den historischen Kontext nicht klar, da sie die mehr als drei Jahrzehnte andauernden Verbrechen des irakischen Diktators nicht thematisiere. »Wenn die Aufstellung der Statue an diesem Ort das Schicksal von Diktatoren zeigen soll, dann muss man auch die schrecklichen Verbrechen zeigen, die er begangen hat, wie den Völkermord von Anfal und den Chemiewaffenangriff«, sagte Rauf und bezog sich auf den Völkermord, bei dem 182.000 Kurden ermordet wurden.

Zardasht Faraj wiederum, ein Übersetzer, der ebenfalls in Sulaimaniyya lebt, ist der Ansicht, die Darstellung der Geschichte als Ganzes sei notwendig und informativ, um den Kampf zwischen Gut und Böse darzustellen: »Um Ahura Mazda darzustellen, muss man auch Ahriman zeigen.« Ahura Mazda steht für das Licht und den obersten Gott im Zoroastrismus, Ahriman hingegen für den Teufel und die Dunkelheit. »Man muss beides darstellen«, um es zu verstehen, betonte Faraj.

Die Zerstörung einer großen Saddam-Hussein-Statue auf dem Firdos-Platz in Bagdad markierte das Ende des Saddam-Regimes im Jahr 2003. Irakische Zivilisten und amerikanische Streitkräfte zerstörten die Statue in einem symbolträchtigen Ereignis, das weltweit von Millionen Menschen verfolgt wurde.

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