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Keine Moschee, oder doch eine?

Das Islamische Zentrum Imam Ali (IZIA) in Wien Floridsdorf
Das Islamische Zentrum Imam Ali (IZIA) in Wien Floridsdorf (Quelle: MeinBezirk.at)

Obwohl das Wiener Islamische Zentrum Imam Ali von seinem Verwendungszweck her nicht als Moschee betrieben werden darf, lädt sein Betreiber immer wieder zu Gebetsveranstaltungen ein.

Im Zuge der Veröffentlichung einer neuen Studie der Wiener Dokumentationsstelle Politischer Islam (Mena-Watch berichtete) rückt das Islamische Zentrum Imam Ali (IZIA) wieder in den Fokus der Aufmerksamkeit.

Das IZIA wird als »Gemeinnützige GmbH« im Eigentum der »Imam GmbH« ausgewiesen, deren Besitzer und Geschäftsführer der 42-jährige Montazeri Moghaddam Mahmoud ist. Als Geschäftsgegenstand sind der »Handel mit Waren aller Art« eingetragen und die Immobilienverwertung. Iman steht für das Wort Glaube. Die GmbH hat nichts mit dem Verein »Iman« zu tun, der in Wien mit Koranverteilungen aufgefallen ist.

Wiener Baupolizei: Nicht erlaubt

Seit dem Jahr 2017 befindet sich das IZIA im Wiener 21. Bezirk inmitten einer Gewerbezone, und zwar wiederum auf einem Grundstück der Islamischen Republik Iran. Die iranische Botschaft in Wien überlässt die Nutzung des Gebäudes dem »Islamischen Zentrum Imam Ali«. Der Staat Iran war schon davor Eigentümerin der letzten Imam-Ali-Zentrale in der Mollardgasse in Wiens 6. Bezirk. Erworben wurde das 9.500 m2 große Grundstück am 17. August 2017. Der Kaufpreis? Rund 2,5 Millionen Euro. Nach der ursprünglichen Baueinreichung sollte es eine Moschee werden, was laut Wiener Baupolizei jedoch mit der Begründung abgelehnt wurde, dass »religiöse und schulische Veranstaltungen wegen der Widmung im Betriebsbaugebiet nicht stattfinden« dürfen.

Laut »Imam Ali«-Sprecher Hosain Bakhsh werden derzeit Büros für rund 15 Mitarbeiter gebaut. »Für eine Moschee sehe ich keine Chance, keinen Platz und auch keine finanziellen Mittel«, sagt Bakhsh.

Nichtsdestotrotz verschickt das Zentrum vor allem über seine Telegram-Gruppe regelmäßig Aussendungen zu Gebeten, Zeremonien und Gedenkveranstaltungen wie dem Ayatollah-Khomeini-Gedenktag: »Das Islamische Zentrum Imam Ali in Wien kondoliert zum Jahrestag des Todes des Erneuerer des reinen Islam, Ayatollah Khomeini, einer der größten islamischen Gelehrten unserer Zeit, allen seinen treuen Weggefährten … Diesbezügliche Veranstaltung wird am Samstag, den 4. 6. 2022 im Islamischen Zentrum Imam Ali – Wien von 19:00 bis 20:30 Uhr stattfinden. Sie sind alle, meine sehr geehrten Damen und Herren, herzlich eingeladen, an dieser grandiosen Versammlung teilzunehmen.«

Kann ein Gedenktag noch als eine Veranstaltung angesehen werden, die in einem »Zentrum« stattfindet, stehen folgende Einladungen in krassem Widerspruch zum Widmungszweck des IZIA und widersprechen auch den Vorschriften der Baupolizei:

3. Juni 2022

»Das Islamische Zentrum Imam Ali in Wien kondoliert zum Jahrestag des Todes von Erneuerer des reinen Islam, Ayatollah Khomeini, einer der größten Islamischen Gelehrten unsere Zeit, allen seinen treuen Weggefährten.«
»Diesbezügliche Veranstaltung wird am Samstag, den 04.06.2022 im Islamischen Zentrum Imam Ali – Wien von 19:00 bis 20:30 Uhr stattfinden. Sie sind alle – meine sehr geehrte Damen und Herren – herzlich eingeladen, an dieser grandiosen Versammlung teilzunehmen.«

29. September 2022
»Liebe Schwestern, die eindrucksvolle Zeremonie des Nodbah-Bittgebets [Bittgebet der Wehklage, das immer freitags rezitiert wird, Anm. Mena-Watch] findet am Freitag um 10.00 Uhr im Islamischen Zentrum Imam Ali statt, zu der alle Schwestern eingeladen sind.«

6. Oktober 2022
»Die segenreiche Zeremonie des Kumail-Bittgebets [ca. einstündiges schiitisches Bittgebet, das in der Nacht von Donnerstag auf Freitag in den iranischen Moscheen verlesen wird und eng mit der Zwölfer-Schia verbunden ist, Anm. Mena-Watch] zusammen mit Lehrrezitationen und Tajweed wird am Donnerstag, dem 6. Oktober, eine Stunde vor dem Maghribgebet abgehalten. Richard-Neutra-Gasse 8, 1210 Wien.«

Iranische Hochburg

Das Imam-Ali-Zentrum wurde in der Vergangenheit immer wieder von hochrangigen iranischen Politikern während ihrer Aufenthalte in Österreich besucht. Wie die Wiener Stadtzeitung Der Falter berichtete, war auch der ehemalige Außenminister Mohammad Javad Zarif im Zuge seines Wienaufenthalts bei den Atomverhandlungen zu Gast in Floridsdorf.

Doch der Iran ist im IZIA nicht nur zu Gast, vielmehr ist er hier zu Hause, wird doch der Imam direkt vom Stellvertreter für internationale Beziehungen des Amtes des Obersten Führers Khamenei bestellt. Dass neben den Feiern zum Jahrestag der Mullah-Revolution auch Jahr für Jahr die in Wien stattfindenden, brav von österreichischen Sicherheitsbehörden begleiteten antiisraelischen Al-Quds-Demonstrationen organisiert werden, überrascht daher nicht.

Gerade angesichts der seit Wochen anhaltenden Kundgebungen der iranischen Bevölkerung, die endlich ihr menschenverachtendes Regime loswerden möchte, stellt sich erneut die Frage, ob dieses »Zentrum« eine Daseinsberechtigung hat.

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