Die jüngste Veröffentlichung zeigt auf, wie sich Politischer Islam auf der Ebene einer Moscheegemeinde in Österreich manifestiert.
Dokumentationsstelle Politischer Islam
Der Österreichische Fonds zur Dokumentation von religiös motiviertem politischen Extremismus legt eine neue Studie vor, die aufzeigt, wie eine Ideologie aus dem Spektrum des Politischen Islams auf Gemeindeebene in Österreich verbreitet wird.
»Neue Generation prägen«
Die Publikation dokumentiert Gedankengut der Islamischen Vereinigung in Österreich (IVÖ). Dieses wurde von Teilen ihres Führungspersonals mittels Freitagspredigten und anderen Ansprachen über einen langen Zeitraum und ohne erkennbaren inhaltlichen Wandel verbreitet. Die Botschaften erreichen über weitere Kanäle, wie soziale Netzwerke, auch eine größere virtuelle Öffentlichkeit. Die in Wien ansässige IVÖ betreibt eine der ältesten und größten Moscheen Österreichs.
Hamas-Unterstützung, Antisemitismus und eine junge Zielgruppe. Öffentliche Meinungsäußerungen von IVÖ-Funktionären in sozialen Netzwerken sind von antisemitischen Stereotypen durchsetzt und rufen zur Vernichtung Israels auf. Im Bestand der moscheeeigenen Leihbibliothek finden sich unter anderen auch Werke, die sich ideologisch auf dieser Linie bewegen. Der zuständige Imam verfolgt nach eigenen Aussagen das Ziel, eine neue Generation zu prägen, die zu einer treibenden Kraft eines im Sinne der Ideologie der Muslimbruderschaft angestrebten Wandels werden soll.
Eine wichtige Zielgruppe sind daher insbesondere Jugendliche. Es wird ein Gesellschaftsideal vermittelt, welches von einer Verherrlichung des Märtyrertums und der Tugend der »Mannhaftigkeit« geprägt ist. In Zusammenhang mit diesem Ideal wird auch der Jihad zur Verteidigung islamischer Länder genannt. Der Begriff Jihad hat ein breites Bedeutungsfeld, wird aber im vorliegenden Fall weitgehend auf den Kampf der Hamas eingegrenzt. Die in der Europäischen Union als Terrororganisation eingestufte Hamas wird in den Predigten als vorbildhaft für alle Musliminnen und Muslime gelobt.
IVÖ als Beispiel für Politischen Islam
»Die ideologischen Inhalte stehen im Widerspruch zur liberal-pluralistischen Demokratie und befördern Konflikte. Die Vermittlung eines solchen Weltbildes an eine überwiegend junge männliche Zuhörerschaft in der Moscheegemeinde ist bedenklich und kann dazu beitragen, dass radikales Gedankengut leichter verbreitet werden kann«, so Lisa Fellhofer, Direktorin der Dokumentationsstelle Politischer Islam.
Die Botschaften und Inhalte richten sich insbesondere an die Gemeinde der zur IVÖ gehörigen Wiener Moschee, zielen jedoch über Online-Medien auch auf eine breitere Öffentlichkeit ab. Es besteht eine Diskrepanz zwischen einer moderaten Rhetorik nach außen und einer radikalen nach innen. Durch die Predigten soll das Publikum emotional an dessen Herkunftsländer gebunden werden.
Anhand der IVÖ wird der besondere Stellenwert deutlich, den die Ideologie der Muslimbruderschaft im Kontext einer Moscheegemeinde in Österreich über einen langen Zeitraum einnehmen kann.
Die neue Studie und alle weiteren Publikationen des Österreichischen Fonds zur Dokumentation von religiös motiviertem politischen Extremismus (Dokumentationsstelle Politischer Islam) können auf der Website www.dokumentationsstelle.at abgerufen werden. (Hier finden Sie den direkten Downloadlink der Studie.)