„Zumal der Slogan ‚Islamisierung der Radikalität‘, den der Islamexperte Olivier Roy popularisiert hat, zeuge von intellektueller Unredlichkeit. ‚Die These hinter der griffigen Formel‘, so verdeutlicht Kepel im Gespräch mit der NZZ seine Kritik, ‚verwässert die Spezifik des einheimischen Jihadismus im Gemeinplatz eines Generationenphänomens: der islamistische Terror als Jugendrevolte, als Ausdruck des Nihilismus junger Menschen ohne Halt im Leben, als zeitgenössisches Pendant zu den Missetaten der Rote-Armee-Fraktion und der Brigate Rosse‘ …
Natürlich liessen sich Bezugspunkte zum Linksterrorismus von einst finden. Aber was dem Jihadismus ureigen sei – seine engen Bande zum Salafismus, sein umfangreicher Textkorpus, der eine einschlägige ‚Ideengeschichte‘ zu entwerfen gestatte –, werde so ausgeblendet. ‚Dabei gilt es gerade aufzuzeigen, dass den islamistischen Terrorismus eine Vision beflügelt, die auf einen Bruch mit den europäischen Werten abzielt, und dass er Ausdruck eines innerislamischen Kampfes um die Deutungshoheit gegenüber dem »wahren Glauben« ist.‘
Ein Hinderungsgrund für ein besseres Verständnis des einheimischen Jihadismus ist laut Kepel auch der Vorwurf der ‚Islamophobie‘.“ (Der Journalist Marc Zitzmann in der Neuen Zürcher Zeitung zu einer Diskussion unter französischen Islamforschern: „Debatte zum Jihadismus. Radikalisierung, Islamophobie“)