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Israel möchte Lebensbedingungen von Frauen in Gaza verbessern

Über den Erez-Grenzübergang könnten in Zukunft mehr palästinensische Frauen zum Arbeiten vom Gazastreifen nach Israel pendeln. (© imago images/ZUMA Wire)
Über den Erez-Grenzübergang könnten in Zukunft mehr palästinensische Frauen zum Arbeiten vom Gazastreifen nach Israel pendeln. (© imago images/ZUMA Wire)

Um die schlechte Lage insbesondere von Frauen im von der Hamas beherrschten Gazastreifen zu verbessern, will Israel ihnen Genehmigungen zur Arbeit in Israel erteilen.

Mohammed Altlooli

Israel hat ein Pilotprojekt angekündigt, in dessen Rahmen Arbeitsgenehmigungen speziell für Frauen aus dem Gazastreifen erteilt werden sollen. Während die Menschen dort den Plan begrüßen, wirft er ein Schlaglicht auf den besonders für Frauen eklatanten Mangel an Beschäftigungsmöglichkeiten in dem von der islamistischen Hamas regierten Gebiet.

Im Telefonat äußerte sich Umm Khaled, eine Frau, die in Beit Lahia im Norden des Gazastreifens in der Landwirtschaft tätig ist, zu der israelischen Ankündigung:

»Wir brauchen dringend Arbeit, aber im Gazastreifen ist keine zu bekommen. Wir sind froh, dass Israel einen Raum für uns schaffen will, in dem wir arbeiten können. Seit ich siebzehn Jahre alt war, arbeitete ich mit meinem Vater im Erdbeerenanbau, im Laufe der Jahre habe ich alles gelernt, was ich wissen muss, um das Land zu kultivieren. Aber wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage bin ich arbeitslos geworden, und auch mein Vater hat wegen der mangelnden Möglichkeiten aufgehört zu arbeiten. Vielleicht ist Arbeit in Israel eine Möglichkeit, mich weiterzuentwickeln und für meine Familie zu sorgen.«

Die Frauen im Gazastreifen verfügen über Fähigkeiten und Kreativität, werden aber zusätzlich zur ohnehin schwierigen wirtschaftlichen Situation noch durch die Hamas-Herrschaft eingeschränkt, die es seit fast zwanzig Jahren Frauen sehr erschwert, abseits ihrer Arbeit im Haushalt und in der Kindererziehung Beschäftigungsmöglichkeiten zu finden. Die Hamas selbst stellt Frauen ausschließlich in Polizeistationen Arbeitsplätze zur Verfügung, die einzigen anderen Beschäftigungsmöglichkeiten bieten sich oft in Einrichtungen der Vereinten Nationen.

Internationale Organisationen betonen die Notwendigkeit, die Rolle der Frauen in der palästinensischen Gesellschaft im Allgemeinen, im Besonderen aber im Gazastreifen zu stärken.

Ein Bericht der UN-Wirtschafts- und Sozialkommission für Westasien vom Januar 2019 zeigte die schwere Last der Frauen im Gazastreifen auf, die zusätzlich zu den mit der Blockade des Gazastreifens einhergehenden Beschränkungen des Personen- und Warenverkehrs sowie die wiederholten militärischen Auseinandersetzungen eben noch durch die Auswirkungen der Hamas-Herrschaft und die Kluft zwischen den de-facto-Behörden in Gaza und der Regierung der Palästinensischen Autonomiebehörde verstärkt wird. Bezeichnend ist der deutliche Anstieg der Arbeitslosigkeit insbesondere junger und gebildeter Frauen, die im zweiten Quartal 2018 bereits das erstaunlich hohe Niveau von 78,3 Prozent erreichte. In so gut wie allen Berufssparten nimmt ihr Anteil kontinuierlich ab.

Darüber hinaus sind palästinensische Frauen auch mit einem hohen Ausmaß häuslicher Gewalt konfrontiert, der mit den damit einhergehenden Gefährdungen ihrer physischen Gesundheit ihre Lebenssituation noch weiter verschlimmert.

Der UN-Bericht verdeutlichte auch den weitgehenden Ausschluss palästinensischer Frauen, insbesondere der gebildeten, aus den Kreisen der Verantwortungsträger, die mit ihren Entscheidungen das Schicksal der Frauen maßgeblich beeinflussen. Der Anteil der Frauen im – mittlerweile allerdings ohnehin fast in die Bedeutungslosigkeit versunkenen – Palästinensischen Legislativrats beträgt nur 12,1 Prozent.

Angesichts der Auswirkungen von Gewalt, enormer Arbeitslosigkeit und der Unterrepräsentation in Entscheidungsprozessen wäre es ein wichtiger Schritt, würde Israel tatsächlich der Lage der Frauen im Gazastreifen mehr Aufmerksamkeit zuwenden und wenigsten einigen von ihnen mit einer Beschäftigung in Israel eine Perspektive geben. Da die Hamas nichts zur Verbesserung ihrer Situation beiträgt, wäre die tatsächliche Umsetzung des israelischen Vorhabens ein wichtiges Zeichen.

Meine Mutter zum Beispiel arbeitet als Näherin und hat großes Talent für die Herstellung und Verarbeitung bunter Stoffe. Obwohl sie auch eine Reihe anderer Frauen beschäftigen könnte, gibt es im Gazastreifen keinerlei Unterstützung zum Aufbau eines kleinen Betriebs, und so erhält sie keine Genehmigung zum Verkauf ihrer Produkte.

Sie hofft, dass das israelische Pilotprojekt für Frauen auch ihr neue Wege eröffnet, sei es durch Arbeit in Israel oder auch die Möglichkeit, im Westjordanland tätig zu werden. Das, so sagt sie, würde zur Schaffung eines Geistes der Koexistenz zwischen der israelischen und der palästinensischen Gesellschaft im Gazastreifen beitragen.

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