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Russische Luftabwehr ist gegen israelische Kampfjets wirkungslos

Gegen israelische Angriffe ist die syrische Luftabwehr machtlos
Gegen israelische Angriffe ist die syrische Luftabwehr machtlos (© Imago Images / Xinhua)

Nicht nur das syrische Militär ist unzufrieden mit der vor Kurzem erst gekauften russischen Luftabwehr, auch der Iran zieht die Konsequenzen aus den fortgesetzten israelischen Angriffen.

Das syrische Militär ist unzufrieden mit seinem russischen Luftabwehrsystem S-300: Es sei gegen israelische Luftangriffe und Cruise Missiles weitgehend wirkungslos. Das berichtet die Website Middle East Monitor unter Berufung auf ein russisches Militärfachblatt, das sich wiederum auf Aussagen von syrischen Militärs stützt.

Demnach klagen die syrischen Militärs, dass das S-300-System nicht in der Lage sei, herannahende Cruise Missiles zu entdecken und aufzuschalten (als „Aufschaltung“ – Englisch: lock-on – bezeichnet man die Umstellung des Radars vom Suchmodus auf die Zielverfolgung).

Was einst als gefährlich galt …

S-300 gilt als das nach dem Nachfolgemodell S-400 zweitmodernste Flugabwehrsystem, über das Russland verfügt. Es soll angeblich in der Lage sein, feindliche Flugzeuge – und sogar „Tarnkappenbomber“, die für das Radar normalerweise unsichtbar sind – in einer Entfernung von 200 Kilometern abzuschießen. Das System galt einst als so gefährlich, dass die Türkei 1997 Zypern mit Krieg drohte, sollte das System auf der Insel stationiert werden und damit den türkischen Luftraum bedrohen.

Israel hatte ebenfalls großen Respekt vor der russischen Militärtechnologie. S-300 galt als eine „komplexe Herausforderung“ für die israelische Luftwaffe, Ministerpräsident Benjamin Netanjahu setzte sich persönlich beim russischen Präsidenten Wladimir Putin dafür ein, die Lieferung an Syrien zu stoppen. Diese Bemühungen waren zunächst erfolgreich, doch nach einem Zwischenfall im September 2018, als die syrische Luftabwehr bei einem israelischen Angriff versehentlich ein russisches Militärflugzeug abschoss, änderte der Kreml seine Politik und stattete seine syrischen Freunde mit dem S-300-System aus.

… hat seinen Schrecken verloren

Für israelische Kampfpiloten hat sich seither offenbar nicht viel geändert. Regelmäßig gibt es Berichte über israelische Angriffe auf iranische Ziele in Syrien, so wie zuletzt in der Nacht von Montag auf Dienstag, als Berichten zufolge Waffenlager iranischer Milizen in der Nähe von Aleppo und iranische Basen in der Nähe der Stadt Deir-Essor getroffen wurden.

Dabei sollen (laut dem Syrian Observatory for Human Rights in London, das über ein Netz von Informanten in Syrien verfügt) 14 Iraner und Verbündete getötet worden sein. Zudem sei es zu heftigen Explosionen gekommen, ein Hinweis darauf, dass Munition getroffen worden sein könnte.

Möglicherweise hat S-300 seinen Schrecken für feindliche Piloten verloren, weil die USA im Lauf der Jahrzehnte technische Details des Systems in Erfahrung gebracht haben. Zudem konnten israelische Piloten den Umgang mit der Luftabwehr üben: bei Manövern mit Griechenland, das ebenfalls über das S-300 verfügt. Das kommt ihnen sicherlich zugute.

Zurückdrängen des Iran

Die israelischen Streitkräfte sind inzwischen offenbar zuversichtlich, die iranische Militärpräsenz in Syrien zurückzudrängen. Mitarbeiter des israelischen Verteidigungsministeriums, die nicht namentlich genannt werden wollten, sagten dieser Tage der israelischen Nachrichtenwebsite Times of Israel, die iranischen Streitkräfte seien dabei, sich aus Syrien zurückzuziehen und einige Militärstützpunkte zu räumen. Dies führten die Quellen auch auf den Abnutzungskrieg zurück, den Israel in Syrien gegen den Iran führt.

Offiziell äußern sich die israelische Regierung und die Streitkräfte nicht zu konkreten Angriffen. Wenn israelische Zeitungen darüber berichten, dass die israelische Luftwaffe iranische Stellungen in Syrien bombardiert haben soll, geschieht dies meist unter Verweis auf „ausländische Quellen“. Dass es solche Angriffe aber gibt, wird von der Regierung nicht in Abrede gestellt und de facto sogar bestätigt.

Nach dem Angriff auf die Milizen in Deir-Essor sagte Verteidigungsminister Naftali Bennett in einem Fernsehinterview: „Der Iran hat in Syrien nichts zu suchen … [und] wir werden nicht stoppen, ehe er Syrien verlassen hat.“ Israel sei „entschlossen, entschlossener [als der Iran], und ich kann Ihnen sagen, warum“, so Bennett.

„Für den Iran ist Syrien ein Abenteuer, das 1.000 Kilometer von zu Hause entfernt stattfindet. Für uns ist es unser Leben. Iranische Soldaten, die nach Syrien kommen und dort operieren, haben ihr Leben selbst in der Hand. Sie gefährden ihr Leben, sie zahlen diesen Preis und werden dies auch weiterhin tun. Wir werden nicht aufgeben und die Errichtung einer iranischen Operationsbasis in Syrien zulassen.“

Laut Informationen von Times of Israel ist auch die Zahl der Transportflüge vom Iran nach Syrien zurückgegangen, mit denen hochmoderne Raketen ins Land gebracht werden. Von diesen fürchtet die israelische Regierung, dass sie der Hisbollah übergeben werden könnten, um gegen Israelis eingesetzt zu werden. Der Rückgang der Flüge, so Times of Israel, könne auf die israelischen Angriffe auf syrische Start- und Landebahnen zurückzuführen sein.

Daneben habe die israelische Luftwaffe Berichten zufolge auch die syrische Luftabwehr ins Visier genommen. Die ungenannte Militärquelle kommentierte die Situation gegenüber Times of Israel so: „Syrien zahlt einen wachsenden Preis für die iranische Präsenz auf seinem Territorium, für einen Krieg, der nicht [Syriens] ist. Der Iran ist für Syrien nicht mehr länger ein Kapital, sondern eine Belastung.“

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