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Eine 1:1-Rückkehr zum Atomdeal ist unmöglich – und auch nicht wünschenswert

Verhandlungen zum Atomdeal mit dem Iran in Wien
Verhandlungen zum Atomdeal mit dem Iran in Wien (© Imago Images / Xinhua)

Abgesehen von den nicht rückgängig zu machenden Fortschritten des Iran beinhaltet schon der urspüngliche Atomdeal von 2015 zahlreiche Schwächen und Unzulänglichkeiten.

Ephraim Asculai, Times of Israel

Würde der Iran sein derzeitiges Atomwaffenentwicklungsprogramm stoppen und vollständig zu den Bedingungen des Atomdeals (JCPOA) zurückkehren, wenn die USA alle Sanktionen aufheben würden? Eine solche Rückkehr zum JCPOA würde die geschätzte „Breakout Time“, die der Iran benötigt, um eine Bombe zu bauen, verlängern: von einigen Wochen wieder zurück auf etwa ein Jahr.

Eines sollte klar sein: Eine 1:1-Rückkehr zur Situation vor Trump kann es nicht geben. Zum einen hat der Iran diese Zeit genutzt, um seine Zentrifugen weiterzuentwickeln und fortschrittliche Modelle zu bauen und zu testen. Diese Fähigkeiten – das Forschungs- & Entwicklungs-Wissen und die gewonnene Erfahrung – sind vorhanden und werden bleiben; und die Zentrifugen sind wahrscheinlich nicht das einzige Gebiet, auf dem der Iran seine Fähigkeiten verbessert hat.

Zweitens gibt es immer noch viele Schwächen im JCPOA und unbeantwortete Fragen, von denen sich einige auf die Entwicklung des nuklearen Sprengkopfs beziehen. Nimmt man die Erfahrung der Vergangenheit, so wird der Iran weiterhin ausweichende und unbefriedigende Antworten auf diese Fragen geben. Solange es keine eindeutigen Informationen gibt, werden die Geheimdienste weiterhin Schätzungen abgeben müssen, die auf Wahrscheinlichkeiten beruhen, und die Interpretation den Politikern überlassen, je nach deren Position.

Würde der Iran seine vergangenen Aktivitäten zugeben? Höchstwahrscheinlich nicht. Der Iran würde bestimmt nicht eingestehen, ein Programm zur Entwicklung von Atomwaffen betrieben zu haben, und er würde auch keine Informationen liefern, die zu diesem Schluss führen könnten.

Selbst ein jüngstes, unbedeutendes Zugeständnis an die UN-Atombehörde (IAEO) in Bezug auf Inspektionen rief lautstarke Kritik im iranischen Parlament und von anderen Funktionären des Regimes hervor. Eine solche Kritik könnte sich verstärken, wenn in den nächsten Monaten ein konservatives Parlament und ein konservativer Präsident gewählt werden sollten.

Das JCPOA verlangt nicht wirklich die Aufgabe des iranischen Nuklearentwicklungsprogramms. Der wahrscheinlichste Plan des Irans wäre ziemlich einfach: nicht auf seine nuklearen Ambitionen zu verzichten, auf Zeit zu spielen und weiterzumachen, wenn auch, falls nötig, in einem langsameren Tempo, um sein erstes, aber nicht letztes Ziel zu erreichen: aus eigener Kraft zu einem Atomwaffenstaat im Nahen Osten zu werden. An die Erfüllung seiner hegemonialen und anderen Ambitionen würde sich der Iran danach machen.

(Aus dem Artikel „With Iran, we are at a nuclear crossroads“, der in der Times of Israel erschienen ist. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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