Nach dem Terrorüberfall der Hamas hat die israelische Führung geschworen, deren Anführer aufzuspüren und zu töten. Auf einer theoretischen israelischen Abschussliste wären folgende Funktionäre zu finden.
Baruch Yedid
Die Tötung des stellvertretenden Hamas-Führers Saleh al-Arouri gemeinsam mit mehreren hochrangigen Mitgliedern des Hamas-Hauptquartiers bei einem Luftangriff in Beirut am Dienstag vergangener Woche war zwar der bislang spektakulärste Angriff auf die Terrorgruppe, wird aber bei Weitem nicht der letzte gewesen sein. So hat die israelische Führung geschworen, Hamas-Führer aufzuspüren und zu töten, wo immer sie sich aufhalten.
Israel hat nicht bestätigt, für den Anschlag verantwortlich zu sein. Mossad-Chef David Barnea deutete jedoch an, dass Israel hinter dem Attentat steckt, wie im Land selbst und im gesamten Nahen Osten weithin angenommen wird. »Jede Mutter soll wissen, dass ihr Sohn, wenn er an dem Massaker vom 7. Oktober beteiligt war, sein eigenes Todesurteil unterschrieben hat«, sagte Barnea am Mittwoch bei der Beerdigung des ehemaligen Mossad-Direktors Zvi Zamir, der tags zuvor im Alter von 98 Jahren verstorben war.
Zamir, der den israelischen Geheimdienst in den 1970er Jahren geleitet hat, beaufsichtigte die Operation Zorn Gottes, durch die eine Reihe palästinensischer Terroristen aufgespürt und getötet wurden, die mit dem Massaker an elf israelischen Sportlern bei den Olympischen Spielen 1972 in München in Verbindung standen.
Most wanted
Auf einer theoretischen israelischen Abschussliste wären folgende Hamas-Kämpfer zu finden:
- Yahya Sinwar ist der Hamas-Führer im Gazastreifen und Drahtzieher des Massakers vom 7. Oktober an 1.200 Bewohnern israelischer Gemeinden in der Nähe des Gazastreifens. Der 61-Jährige, der seit 2017 der starke Mann im Gazastreifen ist, gründete in seiner Jugend die Majed-Trupps der Hamas, die Palästinenser verfolgten und töteten, die der Kollaboration mit Israel verdächtigt wurden. Von zwölf Menschen ist bekannt, dass Sinwar selbst sie getötet hat.
Während er vier lebenslange Haftstrafen für die Tötung von vier palästinensischen Kollaborateuren verbüßte, diagnostizierten israelische Ärzte einen Krebstumor in seinem Kopf und entfernten diesen. Im Jahr 2011 zählte Sinwar zu den 1.027 Sicherheitsgefangenen, die im Rahmen des Gefangenenaustauschs gegen Gilad Schalit freigelassen wurden. Bekannte beschreiben Sinwar als besessen von Israel. Ein ägyptischer Beamter erklärte, Sinwars Beseitigung würde den Weg für das Ende des Kriegs ebnen. - Ismail Haniyeh ist als Chef des Politbüros der Hamas nominell der oberste Führer der Terrorgruppe. In seiner Jugend arbeitete er als Gipser in Israel und wurde später persönlicher Assistent des Hamas-Gründers und geistigen Führers Scheich Ahmed Jassin, war aber auch in Studentenräten aktiv. Haniyeh und Dutzende andere Hamas-Mitglieder wurden 1992 in den Libanon abgeschoben, kehrten jedoch eineinhalb Jahre später alle nach Israel zurück.
Unter seiner Führung hat sich die Hamas eng mit dem Iran verbündet. Der 60-jährige Milliardär, dessen Familie Dutzende von Immobilien im Gazastreifen besitzt, pendelt häufig zwischen Katar, wo er aktuell lebt, und der Türkei. - Mohammed Deif leitet die militärischen Kräfte der Hamas. Sein richtiger Familienname ist Masri, bekannter ist sein Kampfname Deif (arabisch für »Gast«) in Anspielung auf sein ständiges Leben auf der Flucht.
In den 1990er und frühen 2000er Jahren leitete Deif zahlreiche Selbstmordattentate und war danach für die Raketenangriffe und den Tunnelkrieg der Hamas verantwortlich. Er half bei der Planung der Anschläge vom 7. Oktober und erteilte die endgültige Zustimmung. Der 61-Jährige stand seit Jahren an der Spitze der israelischen Fahndungsliste und überlebte sieben israelische Attentatsversuche. Selbst für Hamas-Verhältnisse operiert Deif im Geheimen und übermittelt seine Botschaften stets über einen Sprecher. - Zaher Jabarin ist eines der dienstältesten Mitglieder der Hamas und deren wichtigster Finanzier. Der als Saleh Arouris Stellvertreter fungiert habende Jabarin arbeitete anfangs bei der Gründung der ersten Hamas-Terrorzellen im Westjordanland mit und rekrutierte viele der heutigen Führungspersönlichkeiten. Jabarins bekanntester Rekrut war der Bombenbauer Yahya Ayyash, der für den Tod von mindestens neunzig Israelis verantwortlich war und schließlich 1996 von Israel getötet wurde.
Der im Libanon ansässige Jabarin überwacht das Wirtschaftsimperium der Terrorgruppe und finanzierte die Anschläge vom 7. Oktober. Er bekleidet außerdem eine leitende Position in der Verwaltung, die für den Aufbau der Terrorkapazitäten im Libanon verantwortlich ist. Dementsprechend unterhält er Büros im Libanon, in der Türkei und möglicherweise auch in Katar. - Marwan Issa, der von seinen Freunden »Kommando« genannt wird, ist der Stellvertreter Mohammed Deifs und die Nummer zwei im militärischen Zweig der Hamas und gilt als einer der geheimnisvollsten aller hohen Funktionäre.
In seiner Jugend war Issa ein guter Basketballspieler, bevor er von Israel und der Palästinensischen Autonomiebehörde verhaftet wurde. Während seines Aufstiegs in der Hamas nahm Issa an einer Reihe von Geheimtreffen in Ägypten teil, bei denen es um die Freilassung von Hamas-Gefangenen ging. Gemeinsam mit Salah Arouri spielte er eine zentrale Rolle bei den Gilad-Schalit-Verhandlungen und sorgte dafür, dass Hamas-Gefangene mit Blick auf den zukünftigen Nutzen für die Terrororganisation freigelassen wurden. - Mohammed Sinwar, der jüngere Bruder von Yahya Sinwar und Kommandeur der Hamas-Brigade in Khan Yunis, gilt als einer der wichtigsten Planer der Anschläge vom 7. Oktober. Er ist Mitglied des Militärrats und war für den Bau des größten Tunnels verantwortlich, den die israelischen Streitkräfte im Gazastreifen je gefunden haben, der in der Nähe des Grenzübergang Erez endet. Mohammed Sinwar hat bereits sechs Attentatsversuche überlebt.
(Der Artikel erschien auf Englisch beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)