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Der Libanon stürzt in eine Wasserkrise

Der Fluß Litani im Libanon ist - wie viele weitere Wasserreservoirs - völlig kontaminiert
Der Fluß Litani im Libanon ist - wie viele weitere Wasserreservoirs - völlig kontaminiert (© Imago Images / Xinhua)

Obwohl der Libanon kein wasserarmes Land ist, ist Wasser durch Misswirtschaft, Korruption, fehlende Infrastruktur und vergiftete Flüsse zu einem Luxusgut geworden, das sich die Bevölkerung kaum mehr leisten kann.

Die Wasserkrise im Libanon verschlimmert sich zusehends, sodass immer mehr Haushalte und Betriebe mit Wasserknappheit zu kämpfen haben. Auch wenn der Libanon im Prinzip über reichhaltige Wasservorräte verfügt, machen Misswirtschaft und eine mangelhafte Wasserwirtschaft zu einem der von Wasserknappheit am meisten betroffenen Länder der Welt.

Sauberes Wasser ist im Libanon mittlerweile kaum noch leistbar, weswegen die privaten Haushalte alles Mögliche versuchen, um möglichst wenig davon zu verbrauchen. Als Resultat des allgemeinen Mangels zahlen die Libanesen mittlerweile einen großen Teil ihres Einkommens an private Firmen, die Trinkwasser liefern.

Umweltschutzgruppen machen die Regierungspolitik für die Wasserkrise des Libanons verantwortlich und weisen darauf hin, dass der Mangel an adäquater Infrastruktur sowie die Misswirtschaft die Lage an einen kritischen Punkt geführt haben.

»Die Situation ist untragbar geworden«, sagte Yousef Shwai, der als privater Wasserhändler in einem Dorf in der Bekaa-Ebene tätig ist:

»Die Einwohner müssen pro Woche über eine Million libanesischer Pfund zum Auffüllen ihrer Wassertanks zahlen, während das Mindesteinkommen bei 675.000 Pfund liegt.«

Laut einem Bericht der Weltbank sorgt die von der Wirtschaftskrise betroffene Regierung nicht dafür, dass die Wasserwirtschaft effizient betrieben und die veraltete Infrastruktur instandgehalten bzw. erneuert wird. Die Umweltingenieurin Tamara Ghanem sagte gegenüber Al-Monitor, das »libanesische Leitungswasser ist so giftig, dass man es nicht mehr trinken kann«.

Die Beirut and Mount Lebanon Water Corporation, die den halben Libanon mit Wasser versorgt, kündigte kürzlich den Start strenger Wasserrationierungsmaßnahmen an. Und schon im vergangenen Sommer warnte die UNICEF:

»Wenn nicht dringend etwas unternommen wird, droht mehr als vier Millionen Menschen im Libanon – vor allem gefährdeten Kindern und Familien – in den kommenden Tagen ein kritischer Wassermangel oder sie sind ganz von einer sicheren Wasserversorgung abgeschnitten.«

Die schwindenden Wasserressourcen beeinträchtigen auch die Landwirtschaft, die auf Grundwasserreserven angewiesen ist, um im Sommer die Anbauflächen bewässern zu können. Dies wirkt sich wiederum negativ auf die ohnehin schon hohen Lebensmittelpreise aus und stürzt die Bevölkerung weiter in die Armut.

Der libanesische Umweltingenieur Michel Frem wies gegenüber Al-Monitor auf die grundlegenden Probleme bei der Wasserversorgung hin:

»Obwohl sich der Klimawandel auf die Verfügbarkeit und den Umfang der Wasserressourcen auszuwirken beginnt, ist der Libanon im Allgemeinen kein wasserarmes Land. Die langen Jahre der Misswirtschaft und Korruption haben das Land dazu gemacht.

Unsere Ressourcenbewirtschaftung ist mangelhaft, weil wir nicht genügend Infrastruktur von Speichermöglichkeiten wie Dämme oder Stauseen bauen oder und auch keine Bemühungen zur künstlichen Grundwasserauffüllung unternehmen.«

Der Libanon besitzt schneebedeckte Berge, die fünfzehn Flüsse und über zweitausend Bäche speisen, deren Wasser jedoch verschmutzt wird, da seit Jahren ungeklärte Abwässer in sie geleitet werden. Noch immer gibt es keine Pläne, die Abwassersysteme des Landes zu sanieren.

So ist der Litani, der längste Fluss des Libanon, einerseits eine wichtige Wasserquelle für die Bewässerung und die Stromerzeugung aus Wasserkraft. Andererseits ist er aber auch ein Paradebeispiel für die Misswirtschaft und tief verwurzelte Korruption im Land, was laut der Umweltingenieurin Tamara Ghanem dazu geführt hat, dass das Wasser des Litani zu hundert Prozent vergiftet ist.

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