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Corbyn kann sich doch nicht alle Holocaustleugner merken, die er kennt

„Wahrscheinlich erwarten Sie, dass ich Jeremy Corbyn einen Antisemiten nenne. Darüber war in der Presse einiges zu lesen und ich… nun ja, wissen sie…

Ich werde ihn gar nichts nennen. Er sagt, er sei kein Antisemit. Die Hamas sagt, er sei kein Antisemit. Der Rassist David Duke sagt, er sei kein Antisemit. Das genügt mir. (…)

Wir wissen, wie ein Antisemit aussieht. Er trägt Springerstiefel und eine Hakenkreuzarmbinde und schreit ‚Juden raus‘. Jeremy Corbyn trägt unter seinem Hemd ein Unterhemd von British Home Stores und spricht mit sanfter Stimme. Antisemiten klagen die Juden der Tötung Jesu an. Corbyn ist ein Atheist und ihm scheint es egal zu sein, ob das stimmt oder nicht. Ob das daran liegt, dass Jesus ein Jude war und seine Tötung die Welt von einem Juden befreite, kann ich nicht beurteilen. Und – und er leugnet den Holocaust nicht…

Allerdings kennt er jemanden, der das tut. Überhaupt kennt er eine überraschend große Anzahl von Menschen, die das tun. Dass er leugnet, sich je mit ihnen getroffen zu haben – bis Fotos auftauchen, die zeigen, wie er an den Gräbern von Massenmördern mit ihnen anbandelt (…) –, sollte uns nicht überraschen. Man kann nicht sein Leben in der Gesellschaft von Verbreitern der Ritualmordbeschuldigung und Holocaustleugnern verbringen und erwarten, sich all ihre Namen zu merken. (…)

Ich frage mich, ob es so etwas wie einen versehentlichen Antisemiten geben könnte? Jeremy behauptet, er sei ein Friedensstifter. Ein Friedensstifter, der die Kriegsparteien zusammenbringt. Warum sehen wir ihn dann immer nur mit Palästinensern Tee trinken? Ob er einfach vergisst, die Israelis einzuladen? ‚Ach, verdammt, ich habe wieder vergessen, die Juden einzuladen.‘

Es sei denn – Gott bewahre! – es geht ihm gar nicht um Frieden, sondern um den Sieg jener, die er Genossen nennt, und die Vernichtung jener, die diese Ehre nicht verdienen. (…)

Jene, die Corbyn verehren, halten es für eine Tugend, dass er seine Meinungen nie geändert hat. Doch ist das nur dann eine Tugend, wenn die Meinungen es verdient haben, dass man an ihnen festhält.

Das Festhalten an kleinen Fehlern zeichnet einen Narren aus. Das Festhalten an großen Fehlern zeichnet einen gefährlichen Narren aus. Die Ideologie, in der Corbyn seit einem halben Jahrhundert schmort, war schon überholt, als sie bei ihm anlangte. Sie stand beim Tod von Millionen Pate. Man muss den Westen nicht lieben, um sich der Umarmung jener zu erwehren, deren einzige Ambition darin besteht, den Westen in die Luft zu sprengen… insbesondere, wenn man behauptet, ein Pazifist zu sein.“ (Howard Jacobson: „Read the peerless Howard Jacobson’s speech about Jeremy Corbyn and antisemitism”)

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