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Bilder des Grauens

Alle Fotos im Artikel: Thomas von der Osten-Sacken

Vor über fünf Jahren überrannte der islamische Staat (IS) das von Jesiden bewohnte Sinjar Gebirge und richtete dort nicht nur fürchterliche Massaker an, sondern verschleppte auch mehrere tausend Frauen und Mädchen in die Sklaverei. Was sie dort erleben mussten, was ihnen angetan wurde, ist im wahrsten Sinne unbeschreiblich.

Auch wenn der IS militärisch geschlagen wurde, fehlt von vielen dieser Jesidinnen jede Spur. Angehörige fragen sich jeden Tag, ob sie noch leben, oder was mit ihnen geschehen ist. Einige leben in Camps in Syrien und weigern sich bis heute zurückzukehren, weil sie in Folge systematischer Vergewaltigungen Kinder geboren haben, von denen sie sich nicht trennen möchten. Dieser Schritt aber wird bis heute von ihnen verlangt, wenn sie die Grenze zum Irak überqueren, denn noch immer konnten sich jesidisches Establishment und irakische Behörden nicht auf eine andere Lösung einigen.

Und doch kommen weiterhin  jede Woche aus anderen Teilen des Irak oder eben aus Syrien Mädchen und Frauen zu ihren Familien zurück, viele von ihnen waren bis zuletzt in Händen der Jihadisten. Was sie im Irak vorfinden, ist nicht die alte Heimat, aus der sie verschleppt wurden, denn die gibt es nicht mehr. Singal, die Hauptstadt des Sinjar wurde völlig zerstört und liegt bis heute in Trümmern. An eine geregelte Rückkehr ist aus vielerlei Gründen nicht zu denken, auch fünf Jahre danach lebt die absolute Mehrheit aller Jesidinnen und Jesiden in Flüchtlingslagern im Nordirak, ohne Perspektive auf Besserung oder Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Kaum psychologische Betreuung

Psychologische Betreung für diese Rückkehrerinnen, die fast alle unter schwersten posttraumatischen Belastungen leiden, gibt es nur wenig, die meisten müssen irgendwie versuchen, mit ihren Erinnerungen alleine klarzukommen. Neben einigen anderen Einrichtungen in Dohuk bietet seit 2015 das Jinda-Zentrum Betreuung und Beratung dieser Frauen und Mädchen an.

Oft fällt es diesen Rückkehrerinnen schwer, über ihre Erlebnisse zu sprechen, einige sind im wahrsten Sinne des Wortes noch Wochen nach ihrer Ankunft stumm. Vielen dagegen fällt es leichter, sich in Bildern auszudrücken, und so ermutigen die Mitarbeiterinnen von Jinda die Mädchen, so viel wie möglich zu malen. Die Bilder werden dann im Flur der Einrichtung ausgestellt und dokumentieren eindrücklich das Grauen, das in IS-Gefangenschaft geherrscht hat.

Jedes einzelne Bild ist auch Ermahnung, nie zu vergessen, was 2014 im Sinjar Gebirge geschah, und sich klarzumachen, dass für die Opfer des IS der Terror noch lange nicht vorbei ist, sondern sie wohl den Rest ihres Lebens quälen wird.

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