Unter den Geimpften waren Minister und Mitglieder des Exekutivkomitees der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), 200 Dosen gingen an das jordanische Königshaus
Aaron Boxerman, Times of Israel
Nach öffentlichem Druck und Forderungen nach mehr Transparenz hat die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) am Dienstag zugegeben, dass einige der wenigen COVID-19-Impfstoffe in ihrem Besitz nicht an Mitarbeiter des Gesundheitswesens, sondern an Regierungsbeamte, den jordanischen Königshof und die palästinensische Fußballnationalmannschaft gegangen sind.
Die Nachricht verärgerte viele Palästinenser, da die palästinensische Führung noch nicht mit einer öffentlichen Impfkampagne begonnen hat. Das Gesundheitsministerium der PA hatte zuvor erklärt, dass die wenigen verfügbaren Impfdosen zunächst an Mitarbeiter des Gesundheitswesens und dann an ältere Menschen und andere Risikogruppen ausgegeben werden sollen.
Unter denen, die geimpft wurden, waren Sicherheitsbeamte, die in den Büros von PA-Präsident Mahmoud Abbas und Premierminister Mohammad Shtayyeh arbeiten, 100 palästinensische Studenten, die ins Ausland gehen, um dort zu studieren, Mitarbeiter des Zentralen Wahlkomitees, Minister der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mitglieder des Exekutivkomitees der Palästinensischen Befreiungsorganisation, die älter als 65 Jahre sind, und einige ausländische Botschaftsmitarbeiter in Ramallah.
Da Abbas ein Mitglied des PLO-Exekutivkomitees ist, ist es wahrscheinlich, dass auch der PA-Präsident geimpft wurde. Ein Sprecher des Präsidiums der Palästinensischen Autonomiebehörde reagierte nicht auf die Anfrage nach einem Kommentar.
Bis zum Dienstag haben 12.000 Impfstoffe Ramallah erreicht, erklärte das Gesundheitsministerium der PA. Ungefähr 2.000 Moderna-Impfstoffe wurden von Israel zur Verfügung gestellt, um medizinisches Personal zu impfen, weitere 10.000 waren russische Sputnik V-Impfstoffe, die als Spende des russischen Präsidenten Wladimir Putin gesendet wurden. Die Palästinensische Autonomiebehörde leitete etwa 2.000 dieser Sputnik-Impfstoffdosen nach Gaza weiter.
Die Autonomiebehörde räumte ein, dass sie auch 200 Dosen in aller Stille nach Jordanien geschickt hat. Ein Sprecher der PA-Regierung hatte den Bericht, der zuerst in hebräischen Medien veröffentlicht worden war, zuvor auf einer Pressekonferenz in Ramallah öffentlich dementiert. Nun sagte das Gesundheitsministerium jedoch in einer Erklärung, dass „200 Dosen mit der Zustimmung des PA-Präsidenten Mahmoud Abbas an den jordanischen Königshof geschickt wurden, nachdem dieser darum gebeten hatte.“
Allerdings, so behauptete das Gesundheitsministerium, seien 90% der Impfstoffe, die es im Westjordanland verteilt hatte – etwa 9.800 Dosen – an das Gesundheitspersonal im Einsatz gegangen.
(Aus dem Artikel „PA admits some of its 1st vaccines went to gov’t officials, soccer stars, Jordan“, der in der Times of Israel Post erschienen ist. Übersetzung von Alexander Gruber.)