„Die Muqataa ist Ramallahs Touristenattraktion Nummer eins. Denn auf dem Gelände befindet sich auch, direkt nebenan, das hochmoderne, sieben Millionen Euro teure Jassir-Arafat-Museum. Vor drei Jahren hat es eröffnet, seitdem wurden etliche ausländische Staatschefs durch die Ausstellung geführt, Hunderttausende Touristen haben es besucht. Besonders bei Deutschen ist der Ort beliebt, nach Auskunft des Museums stellen sie die größte Gruppe unter den ausländischen Besuchern. Verteilt auf mehrere Geschosse, so erfährt man am Eingang, wird nicht nur der Lebensweg Jassir Arafats geschildert, sondern generell ein ‚palästinensisches Narrativ‘ vermittelt, ein Blick auf die palästinensische Geschichte. (…)
Parallel dazu präsentiert die Ausstellung einen chronologischen Abriss der historischen Entwicklung Palästinas. Nicht erwähnt wird die 3000-jährige jüdische Geschichte der Region, die beiden Tempel von Jerusalem, die Zeit Davids. Juden kommen im Museum ausschließlich als Invasoren vor, die aus Europa eindrangen und sich gewaltsam fremdes Land nahmen. (…) Die Ausstellung behauptet, Jassir Arafat sei 1929 in einem Apartment in der Altstadt von Jerusalem zur Welt gekommen. Die Macher haben einen Teil der Wohnung rekonstruiert, inklusive Fenster samt Blick auf die Al-Aksa-Moschee. Gleich bei der Eröffnung wiesen Historiker und Arafat-Biografen darauf hin, dass dessen tatsächlicher Geburtsort Kairo ist – was allerdings weniger ins gewünschte Narrativ vom natürlichen palästinensischen Anspruch auf Jerusalem passt. Mittlerweile hat selbst Nazmi Jubeh, Historiker und Kuratoriumsmitglied des Museums, das ‚bedauerliche Missverständnis‘ in einem Interview eingeräumt. Korrigiert wurde das Museumsschild bis heute nicht. (…)
[Der deutsche Journalist Ulrich] Sahm sagt, das eigenwillige Verhältnis zur Wahrheit sei ihm schon zu Arafats Lebzeiten aufgefallen. 2002 habe der Palästinenserführer ihn und weitere Pressevertreter in einem abgedunkelten Raum bei Notbeleuchtung empfangen. Den Journalisten wurde erklärt, israelische Soldaten hätten Arafat den Strom abgestellt. ‚Sie hatten allerdings übersehen, dass in einer Ecke noch ein Fernseher lief.‘ Der habe die Inszenierung gestört, ein Mitarbeiter Arafats habe das Gerät dann hektisch ausgeschaltet.“ (Sebastian Leber: „Geschichtsverfälschung in Ramallah Die Wahrheiten des Arafat-Museums“)