Die Konzentration auf islamistischen Terror überdeckt den Umstand, dass äußerst bedenkliche Haltungen in der arabischen Welt weit verbreitet sind.
Arno Tausch, Wiener Zeitung
Der politische Islam wäre künftig strikt nach jenen Kriterien zu analysieren, wie sie explizit im „Arab Barometer“, dem wichtigsten arabischen Meinungsforschungsprojekt in der Welt von heute, genannt werden. Wie stark ist nun die Unterstützung für den politischen Islam in der arabischen Welt, und welche Evidenz bietet uns dazu der „Arab Barometer“, der nota bene unter anderem von der Universität Katar unterstützt wird, der man ja beileibe nicht Islamophobie vorwerfen kann? Hätte das Volk der gesamten arabischen Welt bei einem Referendum eine freie Stimme, so erhielten die folgenden Regeln, Meinungen und Vorschriften jeweils eine absolute Mehrheit:
- Eine Frau darf nicht mit einem Mann verheiratet sein, der nicht betet.
- Terrorismus gegen die USA ist eine logische Folge der Einmischung der USA in die Region.
- Männer sind bessere politische Führer.
- Die USA, Großbritannien und Israel stellen die größte Bedrohung für die Stabilität und das Wohlergehen der Region dar.
Immerhin mehr als ein Drittel der arabischen Weltbevölkerung stimmt laut „Arab Barometer“ den folgenden Behauptungen zu:
- Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ist (sehr) gut.
- Das Land wäre besser dran, wenn religiöse Führer im Amt wären.
- Für eine Scharia, die körperliche Strafen anwendet.
- Religiöse Praxis ist keine Privatsache.
- Eine Frau kann keine Premierministerin oder Präsidentin sein.
- In der Gesellschaft sollten die Rechte von Nicht-Muslimen minderwertiger sein.
- Religionsführer sollten Regierungsentscheidungen beeinflussen.
- Menschen mit einer anderen Religion sind als Nachbarn abzulehnen.
- Die Scharia sollte die Rolle der Frau einschränken.
- Religiöse Führer sind nicht so korrupt wie nicht-religiöse Führer.
(Aus dem Gastkommentar „Politischer Islam und kein Ende?“, der in der Wiener Zeitung veröffentlicht wurde.)