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Seit Hamas-Terrorangriff: Antisemitische Übergriffe in Deutschland sprunghaft angestiegen

Islamischer Antisemitismus: Antiisraelische Demonstration in Stuttgart
Islamischer Antisemitismus: Antiisraelische Demonstration in Stuttgart (© Imago Images / Arnulf Hettrich)

Wie der Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus bekannt gab, kam es seit dem Überfall der Hamas auf Israel zu einer massiven Erhöhung antisemitischer Vorfälle.

Der Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (RIAS) ist der Dachverband zivilgesellschaftlicher Meldestellen für antisemitische Vorfälle in Deutschland. Angesichts der Angriffe auf den israelischen Staat, der erbarmungslosen Überfälle auf die israelische Zivilbevölkerung und der Verschleppung zahlreicher Israelis durch die Terrororganisation Hamas hat sich RIAS veranlasst gesehen, einen Monitoringbericht zu erstellen, der die antisemitischen Reaktionen in Deutschland zwischen dem 7. und 15. Oktober festhält.

Der Bericht stützt sich auf ca. dreihundert Meldungen zu antisemitischen Vorfällen, die in diesem kurzen Zeitraum bei RIAS aus dem gesamten Bundesgebiet eingegangen sind. Zu den mit Stand Samstag 202 verifizierten und zugeordneten Aktionen zählen sechs körperliche Angriffe, sieben gezielte Sachbeschädigungen, fünf Bedrohungen, eine Massenzuschrift und 183 Fälle verletzenden Verhaltens. Stellt man diese Zahlen jenen des Zeitraums des Vorjahres (59 Meldungen) gegenüber, ist ein Zuwachs antisemitischer Vorfälle um mindestens 240 Prozent festzustellen.

Wie die Auswertung des politischen Hintergrunds der gemeldeten Ereignisse ergab, basiert die Mehrzahl auf einem »antiisraelischen Aktivismus«, das heißt, dass eine »israelfeindliche Motivation« als treibende Kraft hinter den antisemitischen Vorkommnissen in Deutschland verankert ist. 

Zum Vergleich: Nur knapp zwei Prozent der Störfälle resultierten aus einem rechtsextremen Hintergrund, und nur doppelt so viele, also vier Prozent, stammten aus dem linken antiimperialistischen Umfeld.

Die Analyse der an RIAS gemeldeten Übergriffen ergab, dass deren Verursacher

  • Israel die Schuld an den Angriffen geben, 
  • antisemitischen Terror legitimieren,
  • eine Täter-Opfer-Umkehr betreiben,
  • Juden in Deutschland für die Politik Israels verantwortlich machen.

Tatorte in realer und virtueller Welt 

In den sozialen Medien ist die fanatische Begeisterung, mit der in Deutschland Lebende die Verbrechen der Hamas feiern, besonders offensichtlich. »Fast jeder dritte Vorfall, der bis Redaktionsschluss verifiziert werden konnte, ereignete sich online«, recherchierte der Verband. Zur Untermauerung listet der Bericht einige besonders typische Tweets auf wie zum Beispiel diesen: »Deine 2 schulen Väter werden vernichtet du scheiß zionist« [sic].

Neben Störungen von Solidaritätskundgebungen (21 verifizierte Vorfälle, darunter eine Bedrohung und sechs Angriffe) und dem Ausleben allgemeiner Terrorverherrlichung bzw. Verharmlosung der Hamas-Angriffe auf Israel ist auf den Straßen deutscher Städte ein neues und zugleich uraltes Phänomen festzustellen: die Häusermarkierung jüdischer Bürger.

Laut RIAS fanden bis Redaktionsschluss insgesamt zehn verifizierte Vorfälle dieser Art in Berlin und Nordrhein-Westfalen statt, wo Wohnhäuser unter anderem mit Davidsternen beschmiert und damit als vermeintlich jüdisch ›markiert‹ wurden. In drei dieser zehn Gebäude lebten tatsächlich Juden. 

»Das massive Auftauchen derartiger Markierungen zeigt eine neue Qualität. Diese Art der ›Markierung‹ erinnert an die Kennzeichnung von Juden im Nationalsozialismus«, zeigen sich die Studienautoren betroffen.

Krieg in Berlins Straßen

Die Zahlen der deutschen Polizeibehörden zeigen ein ähnliches Bild. Allein in Berlin wurden über 360 Straftaten im Zusammenhang mit dem Angriff auf Israel registriert, wie eine Sprecherin gegenüber Medien bekannt gab. Im Zeitraum 7. bis 17. Oktober wurden in der Bundeshauptstadt 121 Gewaltdelikte polizeilich festgehalten, neunzehn Körperverletzungen, dreizehn Fälle von Landfriedensbruch und über hundert Sachbeschädigungen. 

Ein trauriger Höhepunkt der antisemitischen Gewalt in Deutschland war der versuchte Brandanschlag auf eine Berliner Synagoge am vergangenen Mittwoch, der nun von der Berliner Staatsanwaltschaft untersucht wird.

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner zeigte sich beschämt über die wüsten Ausschreitungen in seiner Stadt: »Es ist eine Schande, dass wir Antisemitismus auf unseren Straßen erleben müssen«, meinte er. Unterstützt wurde er von der Gewerkschaft der Polizei, die von einem »religiösen Krieg«, der auf »Berlins Straßen ausgetragen« werde, sprach.

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