Die Taliban fordern von der Regierung die Freilassung von 15 hochrangigen Kommandeuren. Der Deal mit den USA steht damit auf der Kippe.
Mujib Mashal, The New York Times
Nach einer Woche schienen am Dienstag die Gespräche zwischen der afghanischen Regierung und den Taliban über einen Gefangenenaustausch zusammenzubrechen, nachdem die Taliban-Führung ihrer Delegation befohlen hatte, sich aus den Verhandlungen zurückzuziehen. Der Gefangenenaustauch gilt als entscheidender Bestandteil des fragilen Friedensabkommens zwischen den Aufständischen und den Vereinigten Staaten.
Das im Februar unterzeichnete Abkommen zwischen den USA und den Taliban, mit dem ein Rückzug der amerikanischen Truppen aus Afghanistan eingeleitet wurde, sieht den Austausch Tausender Gefangener vor, bevor die beiden afghanischen Seiten zu Gesprächen über eine künftige Machtteilung zusammenkommen. Doch der Gefangenenaustausch, der in mehreren Etappen erfolgen sollte, stieß von Anfang an auf Hindernisse und Widerstand. Nun steht das Abkommen zur Disposition, von dem die Trump-Regierung hoffte, dass es das Ende des längsten Krieges Amerikas bringen würde.
Nach wochenlangem Druck amerikanischer Diplomaten stimmte die Regierung von Präsident Ashraf Ghani einer schrittweisen Freilassung von 5.000 Taliban-Gefangenen zu. In einem beispiellosen Schritt traf ein kleines technisches Team der Aufständischen in Kabul ein, um vor der Freilassung Gespräche mit afghanischen Beamten über die Überprüfung der Identität der Freizulassenden zu führen. Doch diese technischen Gespräche scheinen nun nach einer Woche zusammengebrochen zu sein, da jede Seite die andere der Unaufrichtigkeit bezichtigte. (…)
Die afghanische Regierung steht unter dem Druck der Vereinigten Staaten, die Hilfen in der Höhe von einer Milliarde Dollar gekürzt haben. Aus amerikanischer Sicht untergräbt das Gezänk zwischen den politischen Führern Afghanistans den detailliert choreographierten Deal mit den Taliban. (…)
Die ersten Anzeichen dafür, dass die Gespräche über den Gefangenenaustausch an die Wand zu fahren drohten, kamen am Montag zum Vorschein. Matin Bek, Ghanis Chef der Behörde für Lokalverwaltungen, sagte auf einer Pressekonferenz, dass die Taliban verlangten, dass sich unter den ersten Freigelassenen auch rund 15 hochrangige Taliban-Kommandeure befinden müssten, die wegen schwerer Angriffe verurteilt worden waren.