Latest News

Irans Militär rekrutiert afghanische Flüchtlinge

Irans Außeninister Hossein Amir-Abdollahian auf dem zweiten Außenministertreffen der Nachbarstaaten Afghanistans
Irans Außeninister Amir-Abdollahian auf dem zweiten Außenministertreffen der Nachbarstaaten Afghanistans (© Imago Images / NurPhoto)

Der Iran, der seit 2012 afghanische Flüchtlinge für seine in Syrien kämpfenden Milizen rekrutiert, könnte angesichts der zahlreichen Flüchtlinge versucht sein, diese Tätigkeiten auszweiten.

Erik E. Mueller / Andrew Radin, The Hill

Während Hunderttausende von Afghanen nach dem Sieg der Taliban aus ihrer Heimat fliehen, stehen die Vereinigten Staaten und die internationale Gemeinschaft vor einer unterschätzten Herausforderung: diese Flüchtlinge könnten für staatliche Militärs und paramilitärische Einheiten rekrutiert werden.

Während westliche Politiker darüber nachdenken, wie sie mit afghanischen Evakuierten, einschließlich ehemaliger Mitglieder der afghanischen Sicherheitskräfte, umgehen sollen, müssten sie auch überlegen, wie sie Gegner wie den Iran daran hindern können, afghanische Flüchtlinge für gefährliche und destabilisierende Operationen zu rekrutieren.

In der Vergangenheit hat der Iran Tausende Afghanen für seine „Liwa Fatemiyoun“ Milizen rekrutiert, die er als „Kanonenfutter“ im Krieg in Syrien eingesetzt hat. (…) Die Vereinten Nationen schätzen, dass momentan bis zu einer halben Million Afghanen in die Nachbarländer fliehen und den über 2,6 Millionen bereits existierenden afghanischen Flüchtlingen hinzukommen könnten. (…)

Von der Rekrutierung von Afghanen durch den Iran geht zweifellos eine Gefahr für die nationale Sicherheit aus. Seit mindestens 2012 hat der Iran afghanische Erwachsene und Kinder für die „Liwa Fatemiyoun“ rekrutiert, die die Streitkräfte von Bashar al-Assad im syrischen Bürgerkrieg unterstützt haben.

Von den schätzungsweise 50.000 afghanischen Kämpfern wurden während des Krieges etwa 5.000 getötet und weitere 4.000 verletzt. Im Jahr 2017 erklärte der Iran den Sieg über den Islamischen Staat und stellte die Rekrutierung für die „Liwa Fatemiyoun“ ein, könnte aber seinen Kurs ändern und seine Operationen in Syrien oder darüber hinaus ausweiten. (…)

Vor dem Fall Kabuls an die Taliban deuteten iranische Beamte an, dass die „Liwa Fatemiyoun“ in Afghanistan eingesetzt werden könnten, insbesondere zum Kampf gegen Islamischen Staat-Khorasan (ISIS-K), den afghanischen IS-Ableger.

Sollten sich die Beziehungen zwischen dem Iran und den Taliban verschlechtern, könnte Teheran dann auch versuchen, die „Liwa Fatemiyoun“ als Truppe in Afghanistan einzusetzen. Ein möglicher Auslöser für eine solche Aktion könnte Gewalt gegen die Hazara, eine schiitische Minderheit in Afghanistan, sein.

Teheran hat afghanische Flüchtlinge ausgenutzt, indem es ihnen einen Weg zum dauerhaften Aufenthalt im Iran angeboten hat. Dies ist ein starker Anreiz, da der Iran und andere Länder in den letzten Jahren afghanische Flüchtlinge abgeschoben haben. (…)

Auch wenn die Anwerbung von Flüchtlingen im Vergleich zu anderen humanitären Herausforderungen als ein weniger unmittelbares Problem erscheinen mag, könnte sie doch eine wichtige und unterschätzte Komponente der Bedrohung von Vertriebenen darstellen.

Es wäre kontraproduktiv, wenn Flüchtlinge vor Konflikten in ihren Heimatländern fliehen, nur um dann von einem anderen Staat rekrutiert zu werden, um in einem anderen Krieg zu kämpfen. Je länger die Flüchtlingsströme aus Afghanistan anhalten, desto wichtiger wird es, diesen Risiken größere Aufmerksamkeit zu schenken.

(Aus dem Artikel Afghan refugees are being recruited to join an Iranian paramilitary, der bei The Hill erschienen ist. Übersetzung von Alexander Gruber.)

Bleiben Sie informiert!
Mit unserem wöchentlichen Newsletter erhalten Sie alle aktuellen Analysen und Kommentare unserer Experten und Autoren.

Zeigen Sie bitte Ihre Wertschätzung. Spenden Sie jetzt mit Bank oder Kreditkarte oder direkt über Ihren PayPal Account. 

Mehr zu den Themen

Das könnte Sie auch interessieren

Wir reden Tachles!

Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie alle aktuellen Analysen und Kommentare unserer Experten und Autoren!

Nur einmal wöchentlich. Versprochen!