Nach Angaben des Norwegischen Flüchtlingsrats sind seit der Machtübernahme durch die Taliban im August etwa 300.000 Afghanen in den Iran geflohen.
Al-Monitor
Etwa 4.000 bis 5.000 Afghanen fliehen jeden Tag über informelle Grenzübergänge in den Iran, um der Taliban-Herrschaft zu entkommen, so der Norwegische Flüchtlingsrat (NRC) am Mittwoch.
Seit dem Sturz der afghanischen Regierung und dem chaotischen Abzug der US-Truppen im August haben schätzungsweise 300.000 Afghanen die Grenze zum benachbarten Iran überquert, so die Hilfsorganisation. Die NRC geht davon aus, dass diese Zahl noch um Hunderttausende steigen wird, da der strenge Winter in Afghanistan näher rückt und sich die humanitäre Krise verschärft. (…)
Die afghanischen Flüchtlinge gelten als die drittgrößte Vertriebenengruppe der Welt. 90% der Geflüchteten leben im Iran und in Pakistan. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks beherbergt der Iran rund 3,6 Millionen Afghanen, von denen etwa 780.000 offiziell als Flüchtlinge registriert sind.
„Wir danken dem Iran dafür, dass er in den vergangenen vier Jahrzehnten Millionen vertriebener Afghanen aufgenommen und beherbergt hat«, sagte der Generalsekretär des NRC, Jan Egeland, in einer Erklärung. „Aber jetzt muss die internationale Gemeinschaft die Nachbarländer Afghanistans unterstützen und ihnen helfen, weiterhin Flüchtlinge aufzunehmen.“
Der 300 Millionen Dollar umfassende Hilfsplan für afghanische Flüchtlinge, zu dem die UNO aufruft, ist bislang nur zu 32% finanziert. NRC forderte deswegen die reichen Länder auf, ihre Hilfe zu erhöhen und ihre Grenzen offen zu halten. Die Agentur kritisierte vor allem Polen für die Abschiebung afghanischer Asylbewerber.
(Aus dem Artikel „Up to 5,000 Afghans fleeing to Iran daily, aid group says”, der bei al-Monitor erschienen ist. Übersetzung von Alexander Gruber.)