Deutschland unterhält offiziell keine Beziehungen zur Hamas, die Islamisten profitieren aber von den Dutzenden Millionen Euros, die in den Gazastreifen fließen.
Marc Neugröschel, Israelnetz
Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG), Uwe Becker, fordert die Bundesregierung auf, Zahlungen einzufrieren, die in den von der palästinensischen Terror-Organisation Hamas kontrollierten Gazastreifen fließen. Auf diese Weise solle die Freilassung von israelischen Geiseln erwirkt werden, die dort von der Hamas festgehalten werden. Dies erklärte Becker bei einem Treffen mit Leah Goldin, der Mutter des 2014 von der Hamas entführten und getöteten israelischen Soldaten Hadar Goldin, am Mittwoch in Tel Aviv.
Die Goldin-Familie konnte ihren Sohn Hadar bis heute nicht beerdigen, weil die Hamas sich weigert, die sterblichen Überreste des Israelis herauszugeben. Die Goldins teilen ihr Schicksal mit der Familie von Oron Schaul, dessen Leichnam sich ebenfalls noch in Gaza befindet. Außerdem hält die Hamas die Israelis Abraham Mengistu und Hischam al-Sajad gefangen.
DIG-Präsident Becker fordert, der Hamas den Geldhahn zuzudrehen, bis Mengistu und Al-Sajad frei und die sterblichen Überreste von Goldin und Schaul in der Obhut ihrer Familien sind. (…)
Das Auswärtige Amt in Berlin erklärt dazu, dass es diese Problematik sehr ernst nehme und keine Beziehungen zur Hamas unterhalte. Auch finanziell unterstütze es die Organisation nicht. Da die Hamas aber seit 2007 im Gazastreifen regiert und somit auch den dortigen palästinensischen Verwaltungsapparat kontrolliert, profitiert sie von Zahlungen, die im Rahmen von humanitären Hilfspaketen, Entwicklungshilfe und Bildungsarbeit auch von der deutschen Bundesregierung an die Palästinenser geleistet werden.
Laut Zahlen, die das Auswärtige Amt auf seiner Internetseite veröffentlicht, unterstützte Deutschland Hilfsmaßnahmen in Gaza und im Westjordanland allein im Jahr 2017 mit 34,5 Millionen Euro. Im gleichen Jahr flossen 7,5 Millionen Euro für den deutsch-palästinensischen Bildungs- und Kulturaustausch. (…)
Hinzu komme der deutsche Anteil an den Entwicklungsprogrammen von EU, Weltbank und Vereinten Nationen. Insbesondere ihre Zahlungen an das UN-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge, UNRWA, hat die Bundesregierung kürzlich stark erhöht. Nach Berichten der Nachrichtenagentur Reuters überwies Deutschland der UN-Hilfsorganisation noch in der ersten Hälfte des Jahres 2018 eine Summe von 81 Millionen Euro.