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USA: Warum eine muslimische Abgeordnete liberale Muslime angreift

USA: Warum eine muslimische Abgeordnete liberale Muslime angreift
Ilhan Omar. (Quelle: Lorie Shaull/CC BY-SA 2.0)

„Im Januar dieses Jahres waren fast alle Muslime, auch ich selbst, erfreut darüber, dass mit Ilhan Omar zum ersten Mal ein Flüchtling, eine somalische, den Hidschab tragende Muslimin in den amerikanischen Kongress gewählt wurde. Viele von uns haben jedoch nicht erwartet, dass die muslimische Kongressabgeordnete unaufhörlich Streitigkeiten auslösen und sogar eine andere muslimische Frau angreifen würde, die es wagte, ihr auf einer muslimischen Konferenz eine Frage zu stellen.

Auf der Konferenz eines muslimischen Bildungsvereins in Washington fragte Ani Osman-Zonneveld, eine den Hidschab nicht tragende, progressive Muslimin, Ilhan Omar nach ihren Ansichten zu weiblicher Genitalverstümmelung (FGM). ‚Ich würde gerne wissen, ob Sie eine Erklärung gegen FGM abgeben könnten, denn das ist ein Problem in Detroit‘, sagte sie. ‚Es wäre wirklich wirkungsvoll, wenn die beiden muslimischen Kongressabgeordneten, Sie selbst und Rashida (Tlaib, eine Demokratin aus Michigan), eine Erklärung zu diesem Thema abgeben würden.‘

Ilhan Omar antwortete, dass die Frage ‚empörend‘ und ‚frustrierend‘ sei und dass sie von ihr ‚ziemlich angewidert‘ sei. Empört wandte sich Ilhan später an andere muslimische Teilnehmer am Podium, die ihre Antwort begeistert begrüßten, und sagte: ‚Ich möchte sicherstellen, dass Leute im Publikum uns das nächste Mal angemessene Fragen stellen, die sie jedes Mitglied des Kongresses, jeden Gesetzgeber oder jeden Politiker fragen würden.‘ (…)

Ilhans Fanclub sprang ihr sofort zur Seite. (….) Keiner ihrer Anhänger hat jedoch einen Gedanken an Osman-Zonneveld verschwendet, die auch eine Muslimin ist und sich nur schuldig gemacht hat, höflich eine harmlose Frage gestellt zu haben. Eine wichtige Frage zumal, die hervorhob, dass Genitalverstümmelung trotz der Gesetzeslage ein Problem bleibt, auf die Ilhan in ihrer herablassenden Antwort anspielte. Einige Studien deuten darauf hin, dass es allein in Ilhan Omars Bundesstaat Minnesota 44.293 Frauen gibt, die von Genitalverstümmelung bedroht sind.

Um zu verstehen, warum Ilhan Omar eine andere Muslimin angeblafft hat, müssen wir zuerst verstehen, wer sie ist und wofür sie steht. Ilhan Omar ist eine islamistische Muslimin der neuen Generation, die ihren Glauben nutzt, um ihre politische Identität zu definieren. Sie zitiert in ihren Tweets Passagen aus dem Koran und trägt stolz den Hidschab ab als Zeichen der Hingabe an den orthodoxen Islam. Aber dann wählt sie einige Aspekte liberalen Denkens aus, wie z.B. die Ablehnung der Todesstrafe, die Unterstützung von Abtreibung und der Rechte von Schwulen und Transgendern. Eine solche liberal-orthodoxe Mischung zielt darauf ab, an progressive Westler und deren Anti-Trump-Agenda zu appellieren, während sie gleichzeitig bei ihrer islamistischen Basis beliebt bleibt. Es ist ironisch zu sehen, wie Ilhan, eine vermeintlich orthodoxe Hidschab-Muslimin, Abtreibung unterstützt, die der Islam als Mord ansieht und die nur in Ausnahmefällen nicht bestraft wird. Gleichzeitig bezeichnet Omar die Todesstrafe als abscheulich, obwohl mehrere Koran-Verse sie als gerechte Strafe für grausame Verbrechen beschreiben. (…)

Es ist keine Überraschung, dass Ilhan Omar eine fortschrittliche Muslimin angegriffen hat. Wirklich progressive Muslime sind Reformer, die ihre eigenen Gemeinden herausfordern, schwierige Fragen über Glauben und Gesellschaft zu stellen. Sie stehen auf und widersetzen sich, wenn Islamismus in der Gesellschaft Misogynie, Barbarei und Regression sanktioniert. Progressive Muslime lehnen Tribalismus und Identitätspolitik ab und begrüßen stattdessen Integration und Offenheit. Sie schwelgen nicht im Opferstatus und in selbstgerechten Ansichten und ziehen es vor, die Fehler ihrer eigenen Gemeinden anzusprechen, anstatt die Opferkarte zu spielen. Noch wichtiger ist, dass progressive Muslime kein Rosinenpicken durchführen, wenn es um Reformen geht: Sie treten offen für eine moderne Interpretation islamischer Texte zu allen Aspekten des Lebens ein, von der Todesstrafe bis zum obligatorischen Hidschab. (…)

Ja, für Ilhan Omar und ihre Kollegen von der ‚progressiven Squad‘ ist jeder, der es wagt, sie herauszufordern, böse und liegt falsch. Sie befürworten Diversität in Amerika, lehnen aber Vielfalt innerhalb ihrer eigenen Gemeinden ab.

Ilhan Omar ist keine liberale Muslimin mit Kopftuch, sie ist eine Islamistin in einer trügerischen liberalen Verkleidung, die darauf abzielt, echte progressive Muslime zu entfremden und sich und ihre islamistischen Seilschaften als nützliche Stimmen im Kampf gegen US-Präsident Donald Trump zu präsentieren.“ (Nervana Mahmoud: „Why are Muslims divided on Rep. Ilhan Omar?“)

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