Angeblich haben Ermittler keine Fingerabdrücke von Anis Amri im Fahrerhaus des LKW gefunden, der in den Weihnachtsmarkt gesteuert wurde.
Andreas Kopietz, Berliner Zeitung
Je länger der Terroranschlag auf dem Breitscheidplatz zurückliegt, desto mehr Fragen tun sich auf. Und je länger die Untersuchungsausschüsse im Bundestag und im Berliner Abgeordnetenhaus tagen, desto mehr Merkwürdigkeiten ranken sich um das Ereignis am 19. Dezember 2016, als der Tunesier Anis Amri mit einem gekaperten Lkw elf Weihnachtsmarktbesucher tötete und Dutzende verletzte.
„Das Maß der Ungereimtheiten im Terrorkomplex Breitscheidplatz erreicht inzwischen NSU-Niveau“, formulierte dieser Tage das Online-Magazin Telepolis. Es zitiert einen im Untersuchungsausschuss „Breitscheidplatz“ des Bundestags befragten Mordermittler. Seine Beamten hätten am und im Lkw Fingerabdrücke gesichert und DNA-Spuren genommen. (…) Demnach gab es im Lkw offenbar keine Fingerabdrücke und DNA Amris. (…)
Inzwischen ist die These von Amri als Einzeltäter – so er denn wirklich am Steuer saß – erschüttert. Verschiedene Zeugen sahen Personen aus dem Fahrerhaus in unterschiedliche Richtungen flüchten. Eine Videosequenz zeigt eine Prügelei unmittelbar nach dem Anschlag. (…) Es gibt Zeugen, die wollen gesehen haben, wie nach dem Anschlag ein blaue Handschuhe tragender Ersthelfer aus dem Lkw gestiegen ist. Er sah aus wie Amris engster Freund Bilal Ben Ammar. Mit Ben Ammar soll Amri den späteren Tatort ausgekundschaftet haben.
Doch Ben Ammar kann nicht befragt werden. Er wurde am 1. Februar 2017 in einer Nacht-und-Nebel-Aktion nach Tunesien abgeschoben. Der Untersuchungsausschuss würde ihn gern vernehmen. Doch er ist nicht auffindbar.