Erdogan ist ein Islamist, der entsprechende Ziele verfolgt – manche Journalisten brauchen ein wenig länger, um zu dieser Einsicht zu gelangen.
Im Kurier schreibt Walter Friedl anlässlich der Umwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee über den türkischen Präsidenten: „Von Anbeginn seiner politischen Karriere war er im islamistischen Lager beheimatet, nach der demokratischen Machtübernahme vor rund 20 Jahren formte e1r das Land mehr und mehr nach seinen religiösen Vorstellungen“. Erdogan ist demnach also ein Islamist, der seit 20 Jahren eine entsprechende politische Agenda verfolgt, meint Friedl.
Derselbe Friedl übrigens, der vor sieben Jahren in derselben Zeitung anlässlich einer Verschärfung der Gesetze über den Konsum von Alkohol in der Türkei geschrieben hat: „Die Gegner der islamischen AK-Regierungspartei mit ihrem Chef, Premier Tayyip Erdogan, wollten es immer schon gewusst haben: Die Gruppierung verfolge eine ‚hidden agenda‘ (versteckte Strategie), deren Ziel die Islamisierung der Türkei sei. Das ist Nonsens. Die AKP ist eine konservativ ausgerichtete Partei mit einer religiösen Basis und einer stark wirtschaftsliberalen Komponente.“ (Kurier, 31. Mai 2013) Damals war Friedl davon überzeugt, Erdogan selbst sei kein Islamist, aber drohe, „im islamistischen Eck zu landen“.
Festzuhalten bleibt: Friedl schreibt heute das, was er vor sieben Jahren noch vollmundig als „Nonsens“ von Erdogan-Gegnern bezeichnet hat. Im Gegensatz zu Friedl haben Letztere tatsächlich schon vor sieben Jahren gewusst, worum es sich beim türkischen Präsidenten handelt – und nicht ihre Zeit damit verbracht, dessen Geisteshaltung zu verharmlosen.