„Dutzende Angehörige der türkischen Opposition wurden am frühen Mittwochmorgen bei Razzien festgenommen. Damit begann das Durchgreifen gegen diejenigen, die die Legitimität der Volksabstimmung am Sonntag infrage stellten, bei der die Erweiterung der Machtbefugnisse von Präsident Recep Tayyip Erdogan gebilligt wurde. Erdogan gibt an, die Abstimmung mit 51.4 gegen 48.6 Prozent gewonnen zu haben, doch haben in manchen Landesteilen seitdem jeden Abend Demonstranten gegen eine angebliche Wahlmanipulation protestiert.
Nach Warnungen von Erdogan, wurden Anwälten und Angehörigen zufolge mindestens 38 Menschen, die der Beteiligung an den Protesten beschuldigt werden, Mittwochmorgen festgenommen oder Haftbefehle gegen sie ausgestellt. Trotz der Festnahmen versammelten sich am Mittwochabend erneut in mehreren türkischen Städten Hunderte Menschen und trotzten den Einschüchterungsversuchen. ‚Seit fünf Jahren versuchen sie, die Türkei in ein Reich der Angst zu verwandeln’, sagte die 27-jährige Fernsehproduzentin Serhat bei der Demonstration in Istanbul (und bat aus Furcht davor, verhaftet zu werden, darum, ihren Nachnamen nicht zu veröffentlichen). ‚Aber es wird immer Menschen geben, die sich ihnen nicht fügen werden’, so Serhat. In den vergangenen Monaten wurden Zehntausende Menschen aus politischen Gründen festgenommen, doch waren dies die ersten Verhaftungen, über die seit der Volksabstimmung berichtet wurde.“ (Patrick Kingsley: „Turkey Arrests Dozens Over Referendum Protests“)