
„Bei der Tagung ‚Die neue Mitte? Rechte Ideologien und Bewegungen in Europa‘ im Dresdner Hygienemuseum soll die Aktivistin und Bloggerin Kübra Gümüşay auf dem Abschlusspodium sprechen. Gümüşay ist eine prominente Verfechterin des Kopftuchs und schreibt für mehrere Medien u.a. über ihr Leben als gläubige Muslimin. In einem offenen Brief beklagt jetzt ein breites Bündnis aus zivilgesellschaftlichen und politischen Akteuren diese Einladung. Darunter: Der Frauenrechtsverein ‚Terre des Femmes‘, Integrationsexperte Ahmad Mansour, die liberale Imamin Seyran Ateş, Feministin Alice Schwarzer, Vertreter jüdischer Initiativen sowie Politiker von SPD, Grünen und CDU. Denn Gümüşay gilt als umstritten: Die Unterzeichner beklagen ihre ‚Verbindungen in das Milieu des legalistischen Islamismus‘ und vermuten ein bestenfalls unklares Verhältnis zu Erdogans autoritärer AKP-Regierung.
Während der großen Gezi-Proteste in Istanbul sagte Gümüşay, dass es zur AKP ‚derzeit keine Alternative‘ gebe und man eher ‚konstruktive Kritik‘ brauche. 2016 trat sie im Islamischen Zentrum Hamburg (IZH) auf. Die islamistische Einrichtung wird vom Verfassungsschutz beobachtet und gilt als ‚größte und einflussreichste Zentrum‘, mit dem der Iran innerhalb Deutschlands agiere. Im gleichen Jahr sprach Gümüşay auch bei einer Veranstaltung von Milli Görüş, eine der größten islamistischen Organisationen in Deutschland. Dort referierte sie über islamische Medienarbeit. Die Tagung in Dresden wird von der Bundeszentrale für Politische Bildung gefördert (untersteht dem Bundesinnenministerium). Die Unterzeichner des offenen Briefs betonen, dass sie die Tagung und die wissenschaftliche Beschäftigung mit autoritären Bewegungen und Antidemokraten ausdrücklich begrüßen. Umso irritierender sei deshalb die Einladung Gümüşays zum Abschlusspodium. ‚Der Kampf gegen Rechts ist nur dann wirkungsvoll, wenn man sich unmissverständlich vom politischen Islam distanziert‘, schließt der offene Brief.
Unter den Mitunterzeichner sind zahlreiche Akteure, die sich seit vielen Jahren für Integration und gegen Islamismus einsetzen. So wie Ali Ertan Toprak, Präsident der Bundesarbeitsgemeinschaft der Immigrantenverbände in Deutschland, bemängelte, dass die offenbar einzige Person mit türkischem und muslimischem Hintergrund auf der Tagung sich in einem ultrakonservativen Umfeld bewegt: ‚Es geht nicht, dass nur sie eingeladen worden ist. Das wäre so, als wenn man mit der AfD gegen die Identitären eine Veranstaltung machen würde.‘“ (Antje Schippmann / Björn Stritzel: „Streit um Auftritt von Islam-Bloggerin“)