Die Ausbreitung von COVID-19 hat im Irak große Besorgnis hervorgerufen und den größten Teil des Landes lahmgelegt, während die Behörden darum kämpfen, die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Nirgendwo im Irak ist die Angst vor einer unsichtbaren Bedrohung aber greifbarer als in Shingal.
Holly Johnson, RUDAW
Einst war Shingal die Heimat einer lebhaften jesdischen Gemeinde am Fuße eines Gebirgszuges an der syrischen Grenze. 2014 wurde Shingal zum Ort schrecklicher Gräueltaten, als der Islamische Staat (IS) das Gebiet überfiel und einen Völkermord an der schon zuvor lange verfolgten Minderheit verübte.
Seit der Befreiung Shingals sind fünf Jahre vergangen, und rund 120.000 Jesiden sind in das Gebiet zurückgekehrt, das auf Arabisch als Sinjar bekannt ist. Aber weite Teile der Region liegen noch immer in Trümmern. Die Grundversorgung muss noch wiederhergestellt werden, was Befürchtungen aufkommen lässt, dass ein Ausbruch des Coronavirus eine Katastrophe für die ohnehin schon gefährdeten Jesiden bedeuten könnte. (…)
„Sinjar ist nicht auf COVID-19 vorbereitet“, warnt Murad Ismael, Direktor von Yazda, einer von den Jesiden geführten NGO, die mobile medizinische Kliniken in der Region betreibt, auch in abgelegenen Vertriebenenlagern auf dem Berg Shingal. „Das Gesundheitssystem in Sinjar nach der Befreiung vom IS war stark, was zum Teil internationalen und lokalen NGOs zu verdanken ist, die in der Region tätig sind. Angesichts des Drucks auf die NGOs haben sich viele aber entweder zurückgezogen oder arbeiten mit reduzierter Kapazität“, fügte Ismael hinzu und sagte, dass die lokalen Krankenhäuser die volle Last eines Ausbruchs tragen müssten.
Laut Ismael arbeiten in den zwei Krankenhäusern und zwölf medizinischen Zentren von Shingal mehrere hundert medizinische Mitarbeiter, jedoch herrsche ein Mangel an lebenswichtiger Ausrüstung, der auf die Zeit vor der Coronavirus-Pandemie zurückgehe.
Yezidis fear COVID-19 disaster as Shingal struggles to rebuild