„Auf einem der geschäftigsten Plätze Teherans kletterte eine iranische Frau am Montag auf einen anderthalb Meter hohen Stromkasten, nahm ihr Kopftuch ab, band es an einen Stock und schwenkte es in aller Öffentlichkeit. Im Iran, wo Frauen für Verstöße gegen die islamische Kleiderordnung verhaftet werden können, ist dies eine tapfere Handlung. Doch hinderte sie dies nicht daran, dort zu stehen. Ihr lockiges Haar wehte in der Brise. Niemand protestierte. Ganz im Gegenteil. Viele Menschen applaudierten. Taxifahrer und ältere Frauen fotografierten sie. Die auf dem Platz stationierten Polizisten sahen sie entweder nicht oder beschlossen, nicht einzuschreiten.
‚Meine Hände zitterten’, sagte die 28 jährige, die darum bat, ihren Namen nicht zu nennen, da sie fürchtete, verhaftet zu werden. ‚Ich hatte Angst und fühlte mich gleichzeitig überaus stark. Und ich war stolz, sehr stolz.’ Sie war nicht alleine. Berichten in den sozialen Medien zufolge beteiligten sich am Montag insgesamt sechs Frauen an der gleichen symbolischen Aktion. Sie alle nahmen ihre Kopftücher ab und schwenkten sie an einem Stock. Damit ahmten sie eine junge Frau nach, die am 27. Dezember auf einen ähnlichen Stromkasten gestiegen und anschließend festgenommen worden war. (…) Mindestens eine der am Montag demonstrierenden Frauen wurde von der Polizei verhaftet, so ein Ladenbesitzer, der die Festnahme miterlebte.
Es mag sich nur um eine kleine Zahl von Aktionen handeln, doch sind sie bedeutsam als ein seltenes öffentliches Zeichen dafür, dass die Unzufriedenheit mit bestimmten Aspekten der muslimischen Reglementierung des Alltagslebens womöglich einen Siedepunkt erreicht hat. Die 28jährige Frau erklärte es so: ‚Ich nahm mein Kopftuch ab, weil ich es leid bin, dass die Regierung mir sagt, was ich mit meinem Körper tun soll.’ Manche meinen, dies sei nur der Anfang. (…) [D]och haben die Proteste bereits genügend Aufmerksamkeit auch sich gezogen, um verärgerte Reaktionen in manchen Kreisen zu provozieren. ‚Diese Proteste werden von Aufwieglern, Saboteuren, Vandalen und Anarchisten durchgeführt’, so einer der Kritiker, der Chefredakteur der extrem regimetreuen Zeitung Resalat Kazem Anbarlooie. ‚Zuvor waren unsere Feinde Kommunisten und Liberale, nun provozieren die Amerikaner Masochisten gegen uns.’“ (Thomas Erdbrink: „Tired of Their Veils, Some Iranian Women Stage Rare Protests“)
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Eine Ikone der Proteste im Iran
Numbers of women who are against mandatory veil growing. Today more than 250 been reported. #IranianRevolution pic.twitter.com/t2HE4exMQr
— Raman Ghavami (@Raman_Ghavami) 29. Januar 2018
These two women are being hailed as heroes by many Iranians for protesting the compulsory hijab rule that has violated women’s rights in Iran for nearly four decades. pic.twitter.com/qSFOZpOkrg
— Golnaz Esfandiari (@GEsfandiari) 29. Januar 2018
Fresh pictures emerge showing woman taking off their hijab in Tehran…and a few men standing up in solidarity. #دختران_خیابان_انقلاب pic.twitter.com/r4dLYIvuaR
— Borzou Daragahi 🖊🗒 (@borzou) 30. Januar 2018
Tehran today (Rasht Avenue). The acts of defiance against compulsory hijab in public are multiplying. These two girls stood in public waving their compulsory hijab in the form of a flag. Bravery is contagious.#WhiteWednesdays #دختران_خیابان_انقلاب pic.twitter.com/ZYb5ikpGi6
— masih alinejad (@AlinejadMasih) 30. Januar 2018
More pictures emerge today of women in Tehran removing their hijabs in acts of defiance against regime restrictions pic.twitter.com/eCi8VrYOmv
— Borzou Daragahi 🖊🗒 (@borzou) 30. Januar 2018