Von Thomas von der Osten-Sacken
Im Iran entwickeln sich dieser Tage ganz neue Formen des Protestes, die zugleich auf die Lähmung und letztendlich auf den Sturz des Regimes zielen. Während die Anti-Hijab-Aktionen eigentlich symbolisch sind und doch das ganze System in Frage stellen, dessen eine Säule ja der Kopftuchzwang ist, haben andere ganz praktische Konsequenzen. Seit Tagen heben überall im Land Iranerinnen und Iraner ihr Erspartes von Konten ab und versuchen, das Geld in Dollar oder Euro zu tauschen:
„Überall im #Iran nehmen Menschen ihr Geld aus den Banken des Regimes und finden so einen Weg, die #IranProteste fortzuführen und den herrschenden Mullah ernsthafte Unannehmlichkeiten zu bereiten. Wird das Regime bankrott gehen?“
Mittlerweile scheint diese Protestpraxis solche Ausmaße anzunehmen, dass die die größte staatliche Bank versuchen soll, ihr einen Riegel vorzuschieben:
„Viele Menschen versuchen, in der Melli-Bank ihr Geld abzuheben. Berichten zufolge behindern Bankbeamte den Vorgang.“
Der Iran befindet sich ohnehin schon in einer schweren ökonomischen Krise, teilweise wurden seit Monaten keine Gehälter mehr ausgezahlt. Außerdem ist – neben vielen privaten Banken, die schon 2017 pleite gingen – vor allem die staatliche Bank Melli nach Korruptionsskandalen in einer tiefen Krise. Schon heißt es auf iranischen Twitter-Accounts, dass die iranische Zentralbank unter Engpässen bei der Bargeldversorgung leide. Sollte das stimmen und iranische Bürger weiter einfach ihre Konten leeren, so könnte sich dies zu einem äußerst effektiven, völlig gewaltfreien und legalen Mittel des Protestes entwickeln, der das Regime vor ungeahnte Herausforderungen stellen wird.
Tehran, #Iran
Many people in Bank Melli seeking to take money out of their accounts. Reports indicate bank officials are hindering this process.#IranProtest pic.twitter.com/Q5E6iMl7bw— Heshmat Alavi (@HeshmatAlavi) 7. Februar 2018