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Gegen die USA: Iranischer Präsident reist nach Nicaragua, Kuba und Venezuela

Irans Präsident wird vor seiner Südamerika-Reise in Teheran verabschiedet
Irans Präsident wird vor seiner Südamerika-Reise in Teheran verabschiedet (© Imago Images / ZUMA Wire)

Der Besuch führt Ebrahim Raisi in drei linksgerichtete Länder, mit denen der Iran sowohl eine antiamerikanische Agenda teilt als auch wie diese von US-Sanktionen betroffen ist.

Der iranische Präsident Ebrahim Raisi brach am Sonntag zu einer Lateinamerikareise auf, um die Beziehungen zu »gleichgesinnten und befreundeten Staaten« zu stärken, wie die staatliche Nachrichtenagentur IRNA meldete. In Begleitung einer Delegation, der unter anderem die Minister für auswärtige Angelegenheiten, Öl und Gesundheit angehören, wird Raisi voraussichtlich mehrere Abkommen über politische, handelspolitische, industrielle und wissenschaftliche Zusammenarbeit mit Venezuela, Nicaragua und Kuba unterzeichnen. 

Die zunehmende Hinwendung der Islamischen Republik zu Lateinamerika geht auf die von 2005 bis 2013 dauernde Amtszeit von Präsident Mahmoud Ahmadinejad zurück. Der für seine antiwestliche Rhetorik bekannte Ahmadinejad war damals sehr bemüht, Partnerschaften mit linksgerichteten lateinamerikanischen Staaten zu knüpfen und propagierte die Ausweitung des iranischen Einflusses in »Amerikas Hinterhof«, um den Einfluss des, wie es in der Ideologie der Islamischen Republik heißt, »großen Satans« zu beschneiden.

Eine Reihe von US-Sanktionen, die in den letzten Jahren gegen die Islamische Republik und die drei nun von Raisi bereisten Staaten verhängt worden waren, hat die Gemeinsamkeiten weiter verstärkt. Der Iran und Venezuelaunterzeichneten im vergangenen Juli ein zwanzigjähriges Partnerschaftsabkommen, als Präsident Nicolas Maduro Teheran besuchte und von Raisi für seinen Widerstand gegen »imperialistische Sanktionen und Druck« gelobt wurde. Dabei schlossen die beiden ölreichen Länder ein Energieabkommen ab, durch das sich der Iran unter anderem zur Entwicklung venezolanischer Ölraffinerien verpflichtete.

Während die Sympathie des Irans für die »antiimperialistische« Agenda dieser Staaten gewachsen ist, revanchierten sich diese für die iranische Zuwendung, indem sie in internationalen Gremien immer für Teheran gestimmt haben, um der Verurteilung der Islamischen Republik wegen der dortigen Menschenrechtslage entgegenzuwirken.

Antiwestliche Allianz

In Kuba planen die beiden von den Sanktionen betroffenen Länder neben dem Ausbau des bilateralen Handels auch größere Geschäfte in den Bereichen Medizin und Gesundheitswesen, eine Zusammenarbeit, die sich bereits während der Coronavirus-Pandemie intensiviert hatte. Das führende iranische Forschungszentrum, das Pasteur-Institut, ging dabei ein Joint Venture mit dem kubanischen Finlay-Institut ein, um einen COVID-19-Impfstoff herzustellen, der im Iran als PastoCovac bekannt ist.

In den letzten Jahren gestaltete der Iran auch seine Beziehungen zu Nicaragua immer enger. Erst im Februar verteidigte Präsident Daniel Ortega offen die umstrittenen Atomwaffenbestrebungen Teherans, als er den iranischen Außenminister Hossein Amir-Abdollahian in der Hauptstadt Managua empfing. Während derselben Reise unterzeichnete Amir-Abdollahian auch eine Absichtserklärung zur Bildung einer antiwestlichen Allianz mit seinem nicaraguanischen Amtskollegen Denis Moncada, welche die iranische Delegation bei ihrem bevorstehenden Besuch weiterverfolgen wird.

Bei ihrer Suche nach neuen Verbündeten mit dem Ziel, den Druck westlicher Gegner abzuschwächen, scheint die Islamische Republik nicht nur auf das Ökonomische bedacht zu sein, sondern verliert auch die Ausweitung ihres ideologischen Einflusses nicht aus den Augen. »Manche stellen die Philosophie unserer Präsenz in Lateinamerika infrage, aber es besteht die Notwendigkeit, den Islam zu globalisieren und ihn in jedem Winkel der Welt zu verbreiten«, sagte der Kleriker Ali Saeedi, Leiter des politischen Büros des Obersten Führers Ayatollah Ali Khamenei, der in allen Agenden Letztbestimmender ist und auch den Ton in der gesamten Außenpolitik des Irans angibt.

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