Erweiterte Suche

Hochwasser in Libyen: Hauptwasserversorgung von Derna mit Bakterien verseucht

Das Trinkwasser der vom Hochwasser zerstörten Staat Derna in Libyern ist verseucht
Das Trinkwasser der vom Hochwasser zerstörten Staat Derna in Libyern ist verseucht (© Imago Images / ITAR_TASS)

Zehntausende Einwohner der vom Hochwasser betroffenen Stadt Derna in Libyen sind zunehmend von Cholera, Durchfall, Dehydrierung und Unterernährung bedroht.

Die libyschen Behörden haben davor gewarnt, dass in allen Grund- und Meerwasserquellen der östlichen Hafenstadt Derna bakterielle Verunreinigungen festgestellt wurden, nachdem die Kanalisation bei den verheerenden Überschwemmungen vom 10. September zerstört worden war. Eines der größten diesbezüglichen Probleme sind die verwesenden Leichen der Opfer, die immer noch an die Küste gespült werden.

Die international anerkannte libysche Regierung der Nationalen Übereinkunft (GNU) in Tripolis teilte mit, die Behörden des Amtes für Umwelthygiene hätten die Verschmutzung nach der Analyse von Wasserproben in der vergangenen Woche festgestellt. »Unsere Teams untersuchen weiterhin die Wasserquellen in den betroffenen Städten, indem sie umfassende Analysen der Wasserproben durchführen, einschließlich derjenigen aus der Pipeline, die Meerwasser zur Entsalzungsanlage im Hafenbecken von Derna leitet«, so die Behörden.

Nach der vom Sturm Daniel am 10. September ausgelösten Überschwemmung warnten Gesundheitsexperten vor der Gefahr von Wasserverschmutzung und durch Wasser übertragenen Krankheiten. Zehntausende von Einwohnern wurden im Zuge der Flutkatastrophe obdachlos und haben keinen Zugang zu sauberem Wasser, Lebensmitteln und Grundversorgungsgütern, sodass die Gefahr von Cholera, Durchfall, Dehydrierung und Unterernährung wächst, wie auch UN-Organisationen warnten.

Wie die Behörden im Osten des Landes am Mittwoch mitteilten, sind mindestens 3.893 Menschen durch die Katastrophe ums Leben gekommen. Internationale Hilfsorganisationen haben erklärt, dass möglicherweise über 10.000 zu beklagen sein könnten.

Der Leiter des libyschen Forensikteams, das für die Untersuchung der in Derna gefundenen Leichen zuständig ist, sagte, der Salzgehalt des Wassers trage dazu bei, die Leichen zu konservieren, was die Identifizierung einfacher mache als bei solchen, die an Land gefunden werden. »Das Problem sind im Moment nicht so sehr die Leichen, die im Meer, sondern eher jene, die an Land gefunden werden«, sagte Hafez Obeid gegenüber Medien. »Die Leichen, die unter den Trümmern liegen«, seien »viel besorgniserregender in Bezug auf Krankheitsübertragungen. In Verbindung mit dem kaputten Abwassersystem und dem Schlamm ist die Sorge um die Gesundheit im Moment berechtigt.«

Gefährdete Wasserversorgung

Überlebende der Überschwemmung in Derna und in den umliegenden Dörfern sagten, sie seien besorgt über die Wasserversorgung, die vom Funktionieren der Pipeline aus dem Mittelmeer zur Entsalzungsleitung abhängt. Diese Hauptleitung gilt als wesentlicher Bestandteil des Meerwasserentsalzungsprozesses in der Stadt, der für die Frischwasserversorgung von Derna und den umliegenden Gebieten zuständig ist, so das Büro für Umwelthygiene:

»Es wird erwartet, dass der Analyseprozess mehrere Wochen andauern wird, da Wasserproben aus verschiedenen Wasserquellen entnommen und in spezialisierten Labors analysiert werden, und dass auf der Grundlage der Analyseergebnisse und der Empfehlungen von Experten geeignete Maßnahmen ergriffen werden.«

Während des Unwetters war das Wasser, das in das steile und enge Derna-Tal floss, durch Schutt und Trümmer verunreinigt worden, die von den schlechten Gebäudestrukturen stammten, die während der Katastrophe zusammengebrochen waren. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird verunreinigtes Wasser mit der Übertragung von Krankheiten wie Cholera, Durchfall, Ruhr, Hepatitis A, Typhus und Polio in Verbindung gebracht.

Die Bewohner berichten, seit einer Woche nur noch auf Trinkwasser in Flaschen angewiesen zu sein, das von benachbarten Städten und internationalen Hilfsteams geliefert wird. »Im Moment gibt es in einigen unzerstörten Häusern in den Außenbezirken abseits des Stadtzentrums noch Leitungswasser, aber wir haben sogar Angst zu duschen, weil wir wissen, dass die Wasserversorgung aus der Entsalzungsanlage beeinträchtigt ist«, hieß es vonseiten der Behörden vor Ort.

In der vergangenen Woche hat ein interinstitutionelles Team der Vereinten Nationen die betroffenen Gebiete untersucht und festgestellt, dass über 35.000 durch die Überschwemmungen vertriebene Menschen derzeit in überfüllten Lagern und Siedlungen in der Provinz Derna leben, wo sie nur begrenzten Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen haben. »Die Umweltsituation bleibt durch die Verbreitung von Krankheitsüberträgern wie Fliegen und Moskitos schwierig. Stehendes Wasser, insbesondere in Al Makhili, Derna und Soussa, ist eine Brutstätte für Moskitos und schafft Bedingungen, welche die Ausbreitung von Malaria und durch Wasser übertragenen Krankheiten begünstigen«, so die Weltgesundheitsorganisation.

Bleiben Sie informiert!
Mit unserem wöchentlichen Newsletter erhalten Sie alle aktuellen Analysen und Kommentare unserer Experten und Autoren sowie ein Editorial des Herausgebers.

Zeigen Sie bitte Ihre Wertschätzung. Spenden Sie jetzt mit Bank oder Kreditkarte oder direkt über Ihren PayPal Account. 

Mehr zu den Themen

Das könnte Sie auch interessieren

Wir sprechen Tachles!

Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie einen unabhängigen Blickzu den Geschehnissen im Nahen Osten.
Bonus: Wöchentliches Editorial unseres Herausgebers!

Nur einmal wöchentlich. Versprochen!