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Hardliner auf beiden Seiten?

Sehr geehrter Herr Winter,

in Ihrem Ö1-Morgenjournal-Interview zum Tod von Irans Ex-Präsident Rafsanjani sprachen Sie von „Hardliner[n] auf beiden Seiten“: Diese – ob im Iran, ob „im US-Kongress“ oder „künftig vielleicht im Beraterstab Trumps“ – „brauchen einander um die langen und lustvoll eingeübten Feindbilder aufrecht zu erhalten.“ Nun ist Ihren Ausführungen völlig zustimmen, dass die von Ihnen als Hardliner bezeichneten Kräfte im Iran ihr antiamerikanisches Feindbild „lustvoll“ pflegen. Und nicht nur diese: Auch der von Ihnen dem Lager der Moderaten und Reformer zugerechnete Präsident Hassan Rohani macht die USA für den Terrorismus sowie für alle Verbrechen im Nahen Osten verantwortlich, was ganz offensichtlich eine ideologische Wahnvorstellung ist. Auf der anderen Seite warnen US-Politiker beider Fraktionen vor den vom Iran offen propagierten Plänen, seine Islamische Revolution zu exportieren: Es war das State Department unter John Kerry, das erst im Juni erneut feststellte, dass der Iran weiterhin der weltweit größte Sponsor von Terrorismus ist.

Dementsprechend ist es also weniger das Hegen eines Feindbildes, wenn etwa der künftige Sicherheitsberater Donald Trumps feststellt, dass in den hegemonialen Bestrebungen des Iran und in seinem aggressiven Streben nach regionaler Vormacht eine große Gefahr für den Nahen Osten und die Welt besteht. Vielmehr ist dies eine akkurate Beschreibung der Verhältnisse vor Ort, wie sich etwa aus dem Vorgehen des Iran in Syrien und anderen Ländern der Region zeigt – und wie es die iranischen Führer selbst ja ohne große Hemmungen offen aussprechen. Niemand weiß zum jetzigen Zeitpunkt, wie die Iran-Politik der Trump-Regierung aussehen wird. Aber gleich von Hardlinern hüben wie drüben zu sprechen, nur weil die Appeasement-Politik Obamas und Kerrys einer realistischeren Einschätzung des Charakters und der regionalen Ambitionen des iranischen Regimes Platz machen dürfte, ist eine fragwürdige Gleichsetzung der demokratisch gewählten US-Regierung mit den Vertretern eines unterdrückerischen Gottesstaates.

Mit freundlichen Grüßen,
Mag. Alexander Gruber
Mena Watch – der unabhängige Nahost-Thinktank

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