Von Alexander Gruber
Während die Türkei einerseits den Anschein macht, ihre seit Jahren auf Eis liegenden Beziehungen mit Israel normalisieren zu wollen, weiß Präsident Erdogan andererseits, was er sich und seinen Anhängern schuldig ist. So empfing er kurz nach den ersten Berichten über die in der Schweiz stattfindenden türkisch-israelischen Verhandlungen in Istanbul just Khaled Mashaal, den Vorsitzenden des Hamas-Politbüros, der zuvor die Terrorangriffe auf Israelis durch palästinensische Messerstecher gelobt und sich gegen jeden Friedensprozess mit dem jüdischen Staat ausgesprochen hatte.
Nach dem Gespräch zwischen Erdogan und Mashaal zitierte die Hamas-nahe Website Al-Resalah türkische Funktionäre mit der Aussage, dass die Türkei allen Verhandlungen zum Trotz nicht von ihrer Forderung nach einer Aufhebung der Blockade des Gazastreifens abrücken werde. Und der Hamas-Führer Ahmed Yusef führte aus, auch ein mögliches Abkommen zwischen Israel und der Türkei würde an Ankaras Haltung gegenüber der Hamas – d. h. an der Unterstützung einer antisemitischen Terrorgruppe, deren erklärtes Ziel die Vernichtung Israels ist – nichts ändern.
Kurz bevor Mashaal dem türkischen Präsidenten seine Aufwartung machte, hatte er in einer auf al-Jazeera ausgestrahlten Rede in Malaysia dargelegt, wie seine Einschätzung der aktuellen Geschehnisse aussieht:
Doch nicht nur durch das Preisen von Messerattacken versucht die Hamas, sich an die Spitze der aktuellen palästinensischen Terrorwelle zu setzen, die vom stets als ‚moderat’ geltenden Mahmud Abbas als „gerechtfertigte(r) Volksaufstand“ legitimiert wird. Schenkt man Informationen Glauben, die von palästinensischen Sicherheitsbehörden im Westjordanland verbreitet werden, sollen die Islamisten auch an der Wiederaufnahme jener Selbstmordattentate arbeiten, die zwischen 2000 und 2004 mehr als 1.000 Israelis das Leben gekostet haben.