Mena-Watch-Autorin Sandra Kreisler beendete schon vor zwei Jahren ihren Kommentar zu Fabian Wolff mit der Bemerkung, dass dieser »doch ganz offensichtlich sehr viel deutscher ist, als er es eigentlich sein möchte.«
Dass sogenannte »Israel-Kritiker« es mit Fakten und tatsächlicher Geschichte nicht genau nehmen, ist nicht gerade eine bahnbrechende Erkenntnis. Denn würden sie dem jüdischen Staat nicht ständig herbeifantasierte Vergehen und Verbrechen andichten (»ethnische Säuberung«, »Genozid« usw.) und sich die Realität so zurechtbiegen, dass sie zu ihrer ideologischen Verbohrtheit passt (»Apartheidstaat«, »Siedler-Kolonialismus«), was bliebe dann von ihrer gewöhnlich mit viel Verve vorgebrachten »Israel-Kritik« noch übrig?
Doch dann und wann stößt man auf Fälle, die selbst unter den für ihre offene Beziehung zur Wahrheit bekannten »Israel-Kritikern« herausstechen. Fabian Wolff ist ein solcher Fall.
Jahrelang trug der Publizist Wolff seine Identität als Jude in Deutschland vor sich her, um sich, gerne mit jüdischen Begriffen und Redewendungen versehen, in zahlreichen Medien zu aktuellen Debatten zu Wort zu melden.
Einer breiteren Öffentlichkeit wurde Wolff vor zwei Jahren bekannt, als Zeit Online einen elendslangen Artikel mit dem Titel »Nur in Deutschland« veröffentlichte, in dem Wolff, selbstverständlich gerade als Jude (»Ich bin Jude in Deutschland«, war schon im zweiten Absatz zu lesen), gegen Israel vom Leder zog.
Er beklagte eine angeblich in Deutschland dominierende pro-israelische Haltung (»oft unbedingte Israel-Liebe«), verteidigte die antisemitische BDS-Kampagne (»im Namen von jüdischer Pluralität, im Namen von jüdischem Leben«) und fantasierte zum Drüberstreuen noch, seine feindselige Haltung zu Israel werde von einer Mehrheit der Juden geteilt – von vielen Juden, die das nur nicht laut sagen würden, weil sie »nicht stören wollen« oder einfach »ängstlich, eitel oder dumm sind«. Juden, die seine eigenen Positionen nicht teilten, verunglimpfte Wolff wahlweise als »rechts« oder »rassistisch«.
Wolff gab also, in den Worten Michael Wolffsohns, den unter Linken und Linksliberalen besonders beliebten »Alibi-Juden«, auf den man sich gerne beruft, »um ohne jeglichen Antisemitismusverdacht gegen den jüdischen und israelischen Hauptstrom schwimmen zu können«. Der entsprechende Applaus war Wolff jedenfalls gewiss.
Viel Selbstmitleid, aber keine Entschuldigung
Und jetzt der Knalleffekt: In einem »unerträglich langen – und ja, man muss es so klar sagen: auch unerträglich larmoyanten, Ich-bezogenen und zwischen Selbstverliebtheit und Opfergestus changierenden – Text« (so Philipp Peyman Engels Charakterisierung in derJüdischen Allgemeinen) gab Wolff bekannt, dass er gar kein Jude ist. Wie es scheint, wollte er damit einer Bekanntmachung dieser offenbar schon seit längerer Zeit kursierenden Geschichte durch jemand anderen zuvorkommen.
Die Chronologie, die Wolff präsentiert, ergibt keinen Sinn; selbst »in einem Text, der eigentlich maximale Transparenz und Ehrlichkeit bieten sollte, verheddert Wolff sich weiter in Lügen«, wie Engels bemerkt.
Bemerkenswert an Wolffs neuem Text ist freilich, was darin komplett fehlt: Nach all den Jahren, in denen er gerade seine angebliche jüdische Identität zur Diffamierung Israels und Verunglimpfung von Kritikern etwa des muslimischen Antisemitismus in Stellung brachte, findet sich nicht ein Wort des Bedauerns für seine Hochstapelei, von einer Bitte um Entschuldigung ganz zu schweigen.
Vor einigen Jahren schloss Wolff einen Artikel ausgerechnet über eine Deutsche, die sich fälschlicherweise als Tochter einer jüdischen Auschwitz-Überlebenden inszenierte, mit den (wie bei ihm üblich) scharfen Worten: »Eines der wenigen Dinge, die abscheulicher sind als ein Alibi-Jude, ist ein Alibi-Jude, der nicht einmal Jude ist.« Immerhin wissen wir jetzt, dass bei ihm nicht von jüdischem Selbsthass die Rede sein konnte.
Sandra Kreisler war schon vor zwei Jahren auf der richtigen Spur, als sie ihren Kommentar zu Wolffs erstem Zeit-Elaborat mit der Bemerkung beendete, dass »der Herr Wolff doch ganz offensichtlich sehr viel deutscher ist, als er es eigentlich sein möchte.«
Dies ist ein Auszug aus unserem Newsletter vom 19. Juli. Wenn Sie den nächsten Newsletter erhalten möchten, melden Sie sich an!