Nach einer Reform der Schulbücher durch die Palästinensische Autonomiebehörde hat sich die Aufstachelung zu Hass und Gewalt sogar noch verstärkt.
Muhamad Abdi / Sebastian Leber, Tagesspiegel
Finanziert werden die Bücher teilweise von der EU und damit indirekt auch durch deutsche Steuergelder. So lernen Neuntklässler im Sozialkundeunterricht, Israelis würden die palästinensischen Gebiete mit radioaktiven Chemikalien verseuchen, damit die Menschen an Krebs erkranken. Um die Ernte zu zerstören und Chaos zu stiften, setzten die Feinde außerdem Schweineherden aus.
Dass die Schulbücher, mit denen aktuell 1,3 Millionen palästinensische Kinder und Jugendliche unterrichtet werden, Hass auf Juden schüren und auch zu Terroranschlägen aufrufen, ist seit Jahren bekannt. Erst im Mai verabschiedete das EU-Parlament eine Resolution, in dem es „fortgesetztes Versagen“ attestierte bei den Bemühungen, problematische Inhalte aus palästinensischen Schulbüchern zu entfernen. (…)
Eigentlich hatten Beobachter gehofft, die zuletzt durchgeführte Reform der Lehrpläne und damit die Neuauflage vieler Schulbücher werde Veränderungen bringen. Tatsächlich gab es Veränderungen – allerdings in die entgegengesetzte Richtung.
Fand man in früheren Auflagen noch Hinweise auf vergangene Friedensbemühungen und diplomatische Annäherungen, fehlen diese in den aktuell gültigen Bänden. Dafür ziehen sich die vermeintliche Boshaftigkeit der Juden und die Notwendigkeit, sie aus der gesamten Region zu vertreiben, wie ein roter Faden durch sämtliche Jahrgänge. Dabei werden auch historische Fakten verdreht. (…)
Damit die palästinensische Autonomiebehörde endlich den Antisemitismus und die Gewaltaufrufe aus den Schulbüchern entfernt, bedürfe es dringend politischen Drucks, sagt Jörg Rensmann, Programmdirektor beim Mideast Freedom Forum Berlin. Auch die Bundesregierung sei hier gefordert, schon allein wegen der erheblichen Gelder der deutschen Steuerzahler, die in den Bildungssektor der Autonomiebehörde fließen.
Seit drei Jahren habe das Forum immer wieder auf die offensichtlichen Missstände hingewiesen. „Ein Problembewusstsein erkenne ich, aber leider bekommt man den Eindruck, dass dieses Problem nicht angegangen, sondern verschleppt werden soll.“ Möglichkeiten, Druck zu erzeugen, habe die Bundesregierung reichlich, zum Beispiel über Gremien wie den deutsch-palästinensischen Lenkungsausschuss. „Aber durch das Zögern werden immer neue junge Menschen radikalisiert. Das macht eine Zwei-Staaten-Lösung noch schwieriger.“
(Aus dem Artikel „Wie Deutschland Antisemitismus mitfinanziert“, der im Tagesspiegel erschienen ist.)