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Erdogans Türkei: Krisen anzetteln als Methode der Politik

Die türkische und die aserbaidschanische Flagge und Porträts der beiden Präsidenten in Ankara
Die türkische und die aserbaidschanische Flagge und Porträts der beiden Präsidenten in Ankara (© Imago Images / ZUMA Wire)

Die Involvierung in den Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan ist nur der letzte einer Reihe von Schritten, in denen Erdogan für seine politischen Zwecke Krisen in anderen Länder schürt.

Seth J. Frantzman, Jerusalem Post

Ankara begann seine neue, auf Krisen ausgelegte Politik im Jahr 2016 mit seiner ersten Invasion in Syrien und der Verstärkung seines Kriegs gegen kurdische Dissidenten. Im Jahr 2018 marschierte die Türkei in die friedliche kurdische Region Afrin ein, was zur Flucht von 160.000 Kurden führte, und Ankara setzte extremistische islamistische Milizen ein, um die besetzte Zone zu verwalten.

Dieselben Milizen wurden dann angewiesen, die von den USA unterstützten Syrischen Demokratischen Kräfte im Zuge einer weiteren Invasion im Oktober 2019 in der Nähe von Tel Abyad anzugreifen. Danach schickte sie die Milizen im Januar 2020 nach Libyen und nun nach Aserbaidschan, um im Namen Aserbaidschans gegen Armenien zu kämpfen. 

Ankaras auf Krisen ausgelegte Politik ist nun in eine Phase eingetreten, in der sie alle zwei Wochen eine neue militärische Krise anzettelt. Nachdem es illegal Waffen nach Libyen geschickt hatte, um ihre Verbündeten im dortigen Bürgerkrieg zu stärken, sowie Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate bedrohte und eine Krise mit Frankreich auslöste, bombardierte es im Juli den Nordirak und begann dann im August mit Drohungen gegen Griechenland und Zypern im östlichen Mittelmeerraum. Als Mitte September das Thema des östlichen Mittelmeers akut wurde, nahm Ankara die Krise in Armenien ins Visier.

Die Regierung wies die Medien an, darüber zu berichten, dass „Terroristen“ mit Armenien zusammenarbeiten – eine erfundene Nachrichtengeschichte, die normalerweise eine türkische Invasion vorwegnimmt. Dann ermutigte sie Aserbaidschan, am 27. September das umstrittene Gebiet Bergkarabach anzugreifen. Im dadurch ausgelösten Krieg wurden inzwischen rund 50.000 Armenier vertrieben, zu den 350.000 Kurden, die Ankara in Syrien vertrieben hat.

Am 8. Oktober, inmitten der von der Türkei unterstützten Kämpfe zwischen Aserbaidschan und Armenien, beschossen Streitkräfte eine historische armenische Kirche in Schuscha in Bergkarabach, ein Teil der Angriffe Ankaras auf christliche Kirchen und Minderheitengruppen wie die Aleviten. Die Beschießung der armenischen Kirche steht im Zusammenhang mit der im Juli getroffenen Entscheidung Ankaras, die historische christliche Kirche der Hagia Sophia in Istanbul von einem Museum in eine Moschee zu verwandeln. Damals sagte die türkische Präsidentschaft, Ankara werde bald die „Al-Aqsa-Moschee [in Jerusalem] befreien“.

Nachdem sie im September die Krise in Armenien provoziert hatte, trug die Türkei um Mitte Oktober zu ihrer Eskalation bei. Ankara hat Tausende syrischer Rebellen-Söldner nach Aserbaidschan in den Kampf geschickt, ein zynischer Schachzug, der darauf abzielt, sie in Nordsyrien loszuwerden, sie abzulenken und dazu zu benutzen, in Bergkatabach Fuß zu fassen, damit Ankara dort weiterhin Krisen provozieren kann, wenn es seinen Interessen dient.

(Aus dem Artikel Ankara, after fueling Armenia conflict, moves on to Varosha in Cyprus“, der bei in der Jerusalem Post erschienen ist. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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