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Das Dilemma der ukrainischen Juden

Ukrainische Flüchtlinge in Kischinau warten auf die Weiterreise nach Israel
Ukrainische Flüchtlinge in Kischinau warten auf die Weiterreise nach Israel (© Imago Images / Pacific Press Agency)

Ukrainische, aber auch russische Juden stehen vor der Entscheidung, entweder nach Israel zu gehen oder in Europa zu bleiben.

Vom israelischen Demografen Sergio Della-Pergola veröffentlichte Zahlen besagen, dass gemäß dem israelischen Rückkehrgesetz aus dem Jahr 1950, das den Begriff »Jude« sehr weit fasst, rund 200.000 Ukrainer und 400.000 Russen das Recht auf Einwanderung nach Israel haben.

Die Zahl der Juden nach religiöser Definition setzt Della-Pergola mit 43.000 ukrainischen und 150.000 russischen Juden an.

Ukrainische Flüchtlinge

Angesichts des Krieges zwischen Russland und der Ukraine läuft momentan ein durchorganisiertes Programm der Jewish Agency, die sich um die Einwanderung nach Israel kümmert, in dessen Rahmen Juden über zwei Luftbrücken via Warschau (Polen) und Kischinau (Moldawien) ausgeflogen werden. In etwa 50 Flügen wurden bislang 5.000 ukranische Juden nach Israel gebracht.

Juden, die sich nicht dazu entschließen können und das Kriegsende lieber in Sicherheit in Europa abwarten möchten, werden durch zwei Organisationen betreut: den European Jewish Congress und die Conference of European Rabbis einerseits und die konkurrierende Organisation European Jewish Association des Chabad-Rabbiners Dovid Margolin andererseits.In Wien betreuen sowohl die Israelitische Kultusgemeinde als auch Chabad bereits mehrere hundert Flüchtlinge aus der Ukraine.

Russische Flüchtlinge

Aber auch für die Juden Russlands hat sich das Leben dramatisch geändert. Nicht nur wegen der vielfachen persönlichen Beziehungen und Verwandtschaften zwischen Ukrainern und Russen, sondern auch wegen der bereits auftretenden Versorgungsschwierigkeiten insbesondere bei Medikamenten.

Nachdem staatlicherseits Höchstpreise eingeführt worden waren, verschwanden Medikamente aus den Regalen, tauchten bislang aber noch nicht auf dem Schwarzmarkt auf, da sie gehortet werden, um zu einem späteren Zeitpunkt höhere Preise zu erzielen.

Angehörige der gut ausgebildeten jüdischen Mittelklasse arbeiteten vielfach für internationale westliche Firmen und wurden infolge der Stilllegung deren Niederlassungen arbeitslos. Das Problem der Kriegsfolgen kann jedoch aus Furcht vor Repressalien bei Gesprächen in Russland nicht in den Mund genommen werden.

In den Wochen seit Kriegsbeginn haben bereits 2.000 Juden Russland Richtung Israel verlassen. Eine Vielzahl der geflüchteten russischen Juden wartet einstweilen jedoch noch in den Nachbarstaaten im Baltikum, in Georgien, Armenien und Aserbaidschan die weitere Entwicklung ab.

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