In der österreichischen Tageszeitung Die Presse erschien heute ein Text von Florian Markl zum Auftritt Omri Boehms bei den Wiener Festwochen heute Abend.
Eine Art von Israelis gibt es immerhin, die im Kunstbetrieb, und damit auch bei den Wiener Festwochen, wohlgelitten sind: solche nämlich, die in die Verdammung des jüdischen Staates einstimmen und den »Israel-Kritikern«, Terror-Apologeten und Boykott-Befürwortern genau das erzählen, was sie hören wollen. So jemand also wie der Philosoph Omri Boehm, der am Dienstag im Rahmen der Festwochen eine »Rede an Europa« halten wird.
Boehm bringt alles mit, dessen es bedarf, um die Rolle des Kronzeugen bestens auszufüllen: Als »israelischer Jude«, wie Intendant Milo Rau betont, hat er seine »Israel-Kritik« in Buchlänge ausgewälzt (Israel – eine Utopie). Herausgekommen ist dabei ein typisches Beispiel für die »alternativen Fakten«, die unter Israel-Feinden gang und gäbe sind. …
Nur wenige Monate nach dem größten Massaker an Juden seit dem Ende der Shoah, inmitten einer erschreckenden Welle des Antisemitismus, in der Israel-Hasser weltweit für die Vernichtung Israels auf die Straße gehen, lassen die Wiener Festwochen am Judenplatz, an dem der Auslöschung der Wiener jüdischen Gemeinde im 15. Jahrhundert und der Opfer des Holocaust gedacht wird, jemanden eine Festrede halten, der gegen das Holocaust-Gedenken wettert und Israel beseitigen will. Mit dieser Art Offenheit stellen sie die Richtigkeit des Bonmots unter Beweis: Wer für alles offen ist, ist nicht ganz dicht.