In der tunesischen Hauptstadt haben sich am vergangenen Samstag mehrere hundert, hauptsächlich weibliche Demonstrantinnen, versammelt, um gegen Gewalt gegen Frauen zu protestieren und die Behörden dazu aufzufordern, Maßnahmen zur Wahrung ihrer Rechte zu ergreifen.
Al-Arabiya
Die Demonstranten marschierten durch die Innenstadt und schwangen Besen, um die Beseitigung der Gewalt gegen Frauen zu symbolisieren. Der Marsch wurde von rund 50 lokalen NGOs organisiert, darunter die tunesische Vereinigung demokratischer Frauen (ATFD). Einige Demonstranten schlugen auf Trommeln ein und andere klopften auf Pfannen und riefen dabei: „Solidarität mit den weiblichen Opfern von Gewalt!“
Die Demonstration war die Reaktion auf einen Vorfall im Oktober, bei dem ein neu gewählter Abgeordneter in einem Video angeblich vor einer Schule masturbiert. Zouheir Makhlouf rechtfertigte sich, er sei Diabetiker und habe in eine Flasche uriniert. Nachdem sein Fall wegen sexueller Belästigung und unsittlicher Handlung in der Öffentlichkeit untersucht worden war, wurde er freigesprochen.
Das Video verbreitete sich in den sozialen Medien und löste in Tunesien eine #MeToo-Bewegung aus. Unter dem Hashtag #EnaZeda brachen Opfer von sexuellem Missbrauch ihr Schweigen und damit ein Tabu. (…) Die Demonstrantinnen am Samstag trugen Plakate mit Slogans wie: „Die Gleichstellung von Frau und Mann tötet nicht, Gewalt tötet“. „Wir wollen eine echte Mobilisierung der Behörden, um alle Formen von Gewalt gegen Frauen zu beenden und entschlossen gegen die Täter vorzugehen“, sagte die Demonstrantin Selma Bhar.
Ende Oktober wurde in Tunesien eine Sensibilisierungskampagne gegen sexuelle Belästigung im öffentlichen Nahverkehr gestartet. Im Juli 2017 wurde ein Gesetz erlassen, das sexuelle Belästigung an öffentlichen Orten verbietet und eine Höchststrafe von bis zu einem Jahr Gefängnis sowie eine Geldstrafe von 3.000 Dinar (1.000 USD) festlegt. Trotzdem erstatten nur wenige Frauen in Tunesien Anzeige wegen solcher Verbrechen.