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CNN veröffentlicht Karikatur, von Pessach-Seder in einem Meer von Blut

»Wir sind ein freies Volk«: CNN publiziert Karikatur eines Pessach-Seders in einem Meer von Blut
»Wir sind ein freies Volk«: CNN publiziert Karikatur eines Pessach-Seders in einem Meer von Blut Quelle: JNS)

Ein weiteres Beispiel für parteiische Berichterstattung und unwidersprochene Propagierung von Antisemitismus.

David M. Litman

Wenn der amerikanische Nachrichtensender CNN mit antisemitischen Stereotypen kokettieren muss, um über den umstrittenen israelischen Minister Itamar Ben-Gvir zu berichten, was sagt das über den Sender aus? In einem Artikel vom 25. Januar 2023 mit dem Titel »Da Israel palästinensische Flaggen verbietet, protestiert ein Künstler mit seinem Pinsel« baute Abeer Salman von CNN nicht nur geschichtsverdrehende Sticheleien gegen den jüdischen Staat ein, sondern assoziierte – in Anlehnung an jahrhundertealte antisemitische Ritualmordlegenden – auch das Pessachfest mit dem rituellen Ermorden von Nicht-Juden und dem Vergießen ihres Blutes.

Im Mittelpunkt des Artikels steht ein Porträt Itamar Ben-Gvirs in den Farben der palästinensischen Flagge, gezeichnet vom weitgehend unbekannten, linksextremen israelischen Karikaturisten Michael Rozanov, der sich selbst »Mysh« nennt. Das Porträt entstand nach Ben-Gvirs umstrittener Entscheidung, die Polizei anzuweisen, palästinensische Flaggen von öffentlichen Plätzen zu entfernen.

Das reale Ausmaß der Bedeutung von Mysh und der Aufmerksamkeit, die sein Bild erregte, erkennt man nicht zuletzt daran, dass lediglich »ein paar Dutzend« der 9,3 Millionen Bürger Israels ihn baten, ebenfalls Porträts von ihnen in den palästinensischen Farben zu malen, wähnend Ben-Gvirs Entscheidung zugleich in großen Teilen der israelischen Gesellschaft kritisiert wurde, unter anderem in Leitartikeln nationaler Zeitungen.

Das hinderte CNN aber nicht daran, einen Artikel über einen linksextremen Karikaturisten zu senden, der sich über einen umstrittenen Minister lustig macht. Der Sender und Salman beschränkten sich allerdings nicht auf diese Geschichte, sondern veröffentlichten darüber hinaus eine Karikatur, die zahlreiche antisemitische Stereotype wiedergibt, sowie einen geschichtsverfälschenden Kommentar, der Israelis als unnötig grausam darstellt.

Moderne Ritualmordlegende

Von allen möglichen Karikaturen Myshs wählte Salman ausgerechnet eine aus, die eine jüdische Familie zeigt, die das Pessachfest in einem Meer von Blut feiert, und sich damit einer Bildsprache bedient, in der sich zahlreiche antisemitische Themen und Verschwörungstheorien widerspiegeln 

Zum einen kokettiert es mit der alten Ritualmordlegende, dass Juden während des Pessachfests das Blut von Nicht-Juden zum Backen von Matze verwenden. Zum anderen spielt er mit dem Stereotyp, Juden würden auf Kosten des Blutes und der Freiheit anderer Vorteile erlangen. Abgesehen davon, dass es sich um eine völlig substanzlose Sichtweise des Konflikts zwischen Israel und den Palästinensern  handelt, spielt das Bild also in die zahllosen Verschwörungstheorien hinein, nach denen Juden die Welt zu ihrem eigenen egoistischen Vorteil manipulieren.

Die Annahme, dass Mysh vielleicht einfach nur falsch interpretiert wurde, erweist sich als immer unhaltbarer, je intensiver man sich mit dem Rest seines Werks beschäftigt. Und obwohl Salman in ihrer Geschichte auch Hintergrundinformationen über Mysh liefert, scheint sie seltsamerweise keinen Blick auf seine öffentlich und daher leicht zugängliche Karikaturenmappe geworfen zu haben.

In einer anderen Karikatur verwendet er beispielsweise explizit die antisemitische Pessach-Blutverleumdung: so erden darin Palästinenser dargestellt, die zwischen zwei Stücken Matze zu Tode gequetscht werden, aus denen ihr Blut fließt.

Mysh hat auch eine besondere Vorliebe dafür, Israelis mit Nazis zu vergleichen. Selbst wenn man mit bestimmten israelischen Politikern nicht einverstanden ist, sie ablehnt oder gar verabscheut, ist dieser Vergleich völlig untragbar. Er zeugt entweder von einem erstaunlichen Maß an Unwissenheit oder von der Bereitschaft, die massenhafte Entmenschlichung und die industrielle Vernichtung von Juden herunterzuspielen, um billiges politische Kleingeld zu münzen. 

Offener Antisemitismus

Die antisemitischen Vergleiche von Israel mit dem Nationalsozialismus sind so weit verbreitet und so unbegründet, dass in der am weitesten verbreiteten Definition von Antisemitismus, der Arbeitsdefinition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA), »das Ziehen von Vergleichen zwischen der gegenwärtigen israelischen Politik und der der Nazis« ausdrücklich als Beispiel für Antisemitismus aufgeführt wird.

Zusätzlich zu all dem kommt Mysh  in Salmans Beriecht auch mit dem Kommentar zu Wort, er habe die »mächtige Einsicht« gewonnen, »der einzige Grund« für die Existenz des Checkpoints, an dem er als israelischer Soldat stationiert war, habe »darin bestanden, das Leben der Menschen im Dorf zu erschweren«. Ahnliche ›Einsichten‹ kann man auch in Myshs Werk finden, wie zum Beispiel in einer Karikatur, die zeigt, wie israelische Bomben unschuldige palästinensische Kinder in Terroristen verwandeln.

Solche geschichtsklitternden Kommentare, die Israelis als böse und grausam darstellen, mögen tiefgründig erscheinen, wenn man ignoriert, dass organisierter arabischer Terrorismus und Gewalt gegen Juden lange vor der Existenz Israels begannen, und dass die Checkpoints eine Reaktion auf eine Welle von Terroranschlägen waren, darunter verheerende Selbstmordattentate. Dennoch ließ Salman die offensichtlich unzutreffenden Behauptungen unwidersprochen, obwohl die Berichterstattung ihres eigenen Senders in der Vergangenheit klarmacht, welche Rolle dies Checkpoints bei der Verhinderung von Anschlägen gespielt haben.

Die Geschichte eines Karikaturisten, der sich über einen umstrittenen Politiker lustig macht, kann natürlich interessant und berichtenswert sein. Die Veröffentlichung einer Lobeshymne auf Mysh, samt Präsentation einer Karikatur, die antisemitische Stereotype aufgreift, die auch in anderen Werken des Künstlers zu finden sind, ist jedoch ein weiteres Beispiel für die langjährige parteiische CNN-Berichterstattung und die unwidersprochen bleibende Verbreitung von Antisemitismus, die auf dem Sender möglich ist. 

David M. Litman ist Medien- und Bildungsforschungsanalyst beim Committee for Accuracy in Middle East Reporting and Analysis (CAMERA). (Der Artikel erschien auf Englisch beim Jewish News SyndicateÜbersetzung von Alexander Gruber.)

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