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Wachsende IS-Bedrohung in Europa nach Anschlägen

Bewachung der Gedenkkundgebung für den von einem IS-Einzelkämpfer ermordeten Dominique Bernard
Bewachung der Gedenkkundgebung für den von einem IS-Einzelkämpfer ermordeten Dominique Bernard (Imago Images / Bestimage)

Binnen weniger Tage haben Einzelkämpfer, die sich zum Islamischen Staat bekennen, zwei Anschläge in Frankreich und Belgien verübt.

Am vergangenen Freitag ging Muhammad Mogoshkov, ein 20-jähriger russischer Staatsbürger aus Inguschetien im Nordkaukasus, mit einem Messer bewaffnet in das Institut, an dem er in Arras studierte. Dort stach er den 57-jährigen französischen Sprachprofessor Dominique Bernard nieder und verletzte zwei weitere Personen, bevor ihn die Polizei festnehmen konnte.

Zuvor bekannte sich Mogoshkov in einem Videoclip im Namen des Islamischen Staates (IS) zu dem Anschlag, wie eine mit dem Fall vertraute Quelle letzten Dienstag gegenüber der Nachrichtenagentur Agence France-Presse berichtete. Der Anschlag, der sich drei Jahre nach der Ermordung des Lehrers Samuel Paty in Conflans Saint-Honorine am Stadtrand von Paris ereignete, hat insbesondere beim französischen Schulpersonal erneut Ängste ausgelöst.

Am vergangenen Montagabend tötete ein tunesischer Extremist im Norden von Brüssel zwei Schweden. Er eröffnete das Feuer auf sie und flüchtete auf einem Motorrad, bevor die Polizei ihn tötete. Premierminister Alexander De Croo erklärte, der Verdächtige halte sich illegal in Belgien auf. Gleichzeitig berichteten mehrere belgische Medien, der Schütze hieße Abdel Salam L. und sei 45 Jahre alt. In einer in sozialen Medien veröffentlichten Videoaufzeichnung in arabischer Sprache bekannte sich der Verdächtige zu dem Anschlag und sagte, er sei »vom Islamischen Staat inspiriert«, so die Staatsanwaltschaft.

Nach den Anschlägen in Frankreich und Belgien erklärte der französische Präsident Emmanuel Macron am Dienstag, Europa erlebe eine Zunahme des »islamischen Terrorismus«, von dem alle Länder bedroht seien. Während einer Pressekonferenz in Tirana sagte Macron: »Alle europäischen Länder sind bedroht. Es gibt bereits eine Rückkehr dieses islamischen Terrorismus, und wir sind alle gefährdet.«

Einsame Wölfe

Der Analyst am International Center for the Study of Radicalization in London, Tori Hamming, befürchtet, dass auf die Anschläge in Frankreich und Belgien weitere folgen werden: »Bisher sieht es so aus, als ob beide Anschläge von Personen verübt wurden, die alleine gehandelt haben und es sich um einfache Anschläge handelt. Aber das könnte sich ändern.«

Der Experte für Angelegenheiten des Islamischen Staates, Ahmed Sultan, erklärte gegenüber Mena-Watch, der IS versuche schon seit Langem, Anschläge in bestimmten europäischen Ländern zu verüben. So habe der Islamische Staat »bereits bestehende Netzwerke in Europa, aber nicht alle von ihnen sind solche, die Anschläge durchführen«. Die meisten dieser in Europa bestehenden Netzwerke übernähmen Propaganda- und Finanzierungsaufgaben, um den IS am Leben zu erhalten: »Das Ziel der jüngsten Anschläge von Einzelkämpfern, sogenannten einsamen Wölfen, ist es, die Botschaft zu vermitteln, dass der Islamische Staat immer noch existiert, die Bedrohung durch ihn nicht vorbei ist und sein Kalifat, selbst wenn es räumlich zusammengebrochen ist, noch Unterstützer hat, die entschlossen sind, es wiederherzustellen.«

Laut Sultan sind Angriffe von Einzelkämpfern schwierig vorherzusagen, während große Angriffe teilweise oder vollständig aufgedeckt werden können, bevor sie ausgeführt werden: »Angriffe durch einsame Wölfe sind komplex und daher in der Lage, die Sicherheit in Europa zu bedrohen«, auch wenn sie vergleichsweise klein seien.

Auf die Frage nach der Möglichkeit einer Zunahme der Anschläge in Europa schätzt der Experte, dass »es in naher Zukunft bei der derzeitigen Dichte bleiben wird, vielleicht je ein Anschlag in einem längeren Zeitraum«, woraufhin wieder Ruhe eintrete. Allerdings gibt er zu bedenken, dass die Zahl der Anschläge zunehmen werde, sollten »neue Entwicklungen eintreten. Zum Beispiel, wenn die Organisation stark wird und viele junge Menschen in Europa und außerhalb Europas rekrutieren kann.«

Infolge der zunehmenden Bedrohung haben mehrere europäische Staaten, darunter Belgien, Italien oder Österreich, in Erwartung von Terroranschlägen ihre Sicherheitswarnstufe erhöht.

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