Von Thomas von der Osten-Sacken
Zur Tragödie in Aleppo ist eigentlich alles gesagt, seit Jahren schon. Und nun kommt, was auch angekuendigt wurde von der Achse des Widerstandes: Die Vernichtung. Dazu schreibt Christoph Sydow die richtigen Sätze. Nur, auch die werden nichts ändern. Das Massaker wird weitergehen, schon liest man, auf die, die versuchen zu fliehen, wird gezielt geschossen, erste Exekutionen finden statt. Man weiß, wie sie sich aufführen, diese Sieger. Vae Victis. Und was bleibt? Nichts. Außer vielleicht das Versprechen, dass Aleppo nicht vergessen wird.
„Wir alle hätten es wissen müssen, schon seit Jahren. Ab Anfang 2012 hinterließen die Truppen des syrischen Regimes überall dort, wo sie Demonstranten niederschossen und Dörfer niederbrannten, einen Schriftzug: ‚Assad für immer! Oder wir brennen das Land nieder!‘ Sie haben Wort gehalten.
Derzeit bekommen das die Menschen im Osten von Aleppo zu spüren. Syrische und russische Luftwaffe haben die Stadt über Monate sturmreif geschossen. Sie haben Streu- und Brandbomben eingesetzt, haben Krankenhäuser und Schulen bombardiert, haben höchstwahrscheinlich Giftgas eingesetzt, haben mit sogenannten Double-Tap-Strikes gezielt die zivilen Helfer unter Beschuss genommen. Bei diesen Angriffen wird erst ein Ziel angegriffen, dann warten die Jets und Helikopter, bis die ersten Retter am Tatort erscheinen – und werfen dann die nächste Bombe. Das Assad-Regime und seine Verbündeten haben die Rebellengebiete belagert und humanitäre Hilfe für die Eingeschlossenen verhindert.
Das alles sind Kriegsverbrechen. Sie finden vor den Augen der Weltöffentlichkeit statt. Wir können nicht sagen, wir hätten davon nichts gewusst.
Ja, im Osten Aleppos halten sich islamistische Terroristen auf. Die Vereinten Nationen gehen von 900 Dschihadisten in der Stadt aus, bei insgesamt rund 8000 Rebellen und rund 250.000 Zivilisten. Ja, die Islamisten haben Verbrechen begangen. Sie haben einen Jungen enthauptet, der auf Seiten einer Pro-Assad-Miliz gekämpft haben soll, und sie beschießen den Westteil Aleppos mit Raketen. Auch dabei sterben unschuldige Menschen. Aber nichts davon rechtfertigt die Kriegsverbrechen des Assad-Regimes und Russlands. (…)
Das syrische Regime wird von einer faschistoiden Ideologie getragen: Die Syrer, die sich gegen Assad stellen, haben es nicht verdient, zu leben. Der Diktator wird weitermachen. Um an der Macht zu bleiben, wird er so viele Syrer töten lassen, wie die Welt ihn töten lässt.“
Artikel zuerst erschienen auf Jungle Blog.