Wie weit Abadi mit der Offensive zur Rückeroberung der Gebiete zu gehen gedenkt, die 2014 nach dem raschen Vorrücken des Islamischen Staats im Irak an die Kurden fielen, ist weiterhin unklar. (…) Das militärische Vorgehen in Kirkuk hat in Washington eine fieberhafte Debatte über den schwindenden Einfluss der USA und die iranische Selbstbehauptung als Regionalmacht ausgelöst. Doch für die Iraker selbst geht es schlicht um eine entscheidende Maßnahme, um die von vielen befürchtete Teilung des Landes zu vermeiden. Es könnte gut sein, dass Abadi sich entschlossen habe, ‚auf der Welle des irakischen Chauvinismus zu reiten statt von ihr beiseite gefegt zu werden’, hieß es vergangene Woche in einem Bericht von Crisis Group. Sein Vorgehen hat ihm auch die Unterstützung sunnitischer Politiker eingebracht, die zuvor mit Blick auf eine zweite Amtszeit Abadis Zweifel angemeldet hatten. (…)
Enge Mitarbeiter Abadis berichteten, Abadi habe US-amerikanische Diplomaten über seine Absicht, Truppen nach Kirkuk zu entsenden, informiert, sie aber in die Zeitplanung und das Ausmaß der Operation nicht eingeweiht. (…) Die unterschiedlichen US-amerikanischen Reaktionen boten dem Eindruck US-amerikanischer Regierungsmitarbeiter und mancher Iraker zusätzliche Nahrung, dass der Iran die Vereinigten Staaten als wichtigster Machtfaktor im Irak abgelöst habe. Zu den irakischen Streitkräften, die auf Kirkuk und andere Orte im Norden des Irak vorrückten, gehörten auch schiitische Milizen mit Verbindungen nach Teheran. Dies löste heftige Spekulationen über die Rolle des Iran bei dieser Kampagne aus.“ (Tamer El-Ghobashy / Mustafa Salim: „Iraq’s prime minister was tough on ISIS. But it was his approach to the Kurds that really made him popular)