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Der Iran hat nicht nur militärische Interessen in Syrien

Der Iran hat nicht nur militärische Interessen in Syrien„Der Iran hat sich emsig darum bemüht, seine Beteiligung am Syrienkonflikt nicht nach einer direkten Intervention aussehen zu lassen. Daher hat er seine eigenen Streitkräfte in dem Land in erster Linie als vorgebliche Militärberater eingesetzt. Zudem hat er schiitische Milizen ausgebildet und zum Teil aus verschiedenen Teilen der muslimischen Welt nach Syrien befördert. Iranischen Medien zufolge gehören dazu bis zu 20.000 schiitische Kämpfer aus Afghanistan, die die Fatemiyon-Division bilden. Sie kämpfen Seite an Seite mit anderen Freiwilligen aus dem Iran, aus Pakistan und dem Nachbarland Irak. Sie werden von relativ hohen Gehältern angezogen und von der Vorstellung, dass sie den Sayeda Zainba-Schrein in der Provinz Damaskus verteidigen, eines der wichtigsten schiitischen Heiligtümer. Allerdings hat der Iran sich keineswegs nur darauf beschränkt, die Zahlen mit ausländischen Freiwilligen in die höhe zu treiben. Er hat auch eine entscheidende Rolle bei der Ausbildung syrischer Milizen gespielt.

‚Entscheidend war, dass der Iran sich im Herbst 2012 verpflichtete, die Milizen der Nationalen Verteidigungskräfte (NDF) aufzubauen und anzuleiten, um der erschöpften syrische Armee Deckung zu bieten’, so Professor Scott Lucas von der Universität Birmingham, der die EA WorldView-Webseite ins Leben rief. Mit einem Höchststand von 90.000 Kämpfern, bilden die Milizen der NDF eine regierungstreue paramilitärische Formation, der manche die Wende [zu Gunsten Assads] im Kriegsverlauf zuschreiben. Der Iran hat seine Einmischung mit der Bekämpfung sogenannter ‚takfiri’-Gruppen wie dem Islamischen Staat begründet. Doch sind die direkt von ihm ausgebildeten oder kontrollierten Milizen auch unmittelbar an der Bekämpfung aufständischer Gruppen beteiligt gewesen, darunter auch solcher, die der Freien Syrischen Armee unterstehen. Dass der Iran seine eigenen Milizen der syrischen Armee vorziehe, liege Lucas zufolge daran, dass er der Führung der syrischen Armee nicht traue.

Zudem spiegele sein Vorgehen die sozio-ökonomischen Ambitionen des Iran in dem Land wieder. ‚Iranische Kommandanten haben den Fähigkeiten der regulären syrischen Einheiten nie getraut und tun es auch weiterhin nicht’, so Lucas. ‚Der Iran will den politisch-ökonomisch-militärischen Komplex kontrollieren, so wie er es in Form der faktischen Kontrolle über Teile des Südens der Provinz Damaskus bereits tut. Auch besitzt er bereits syrische Wirtschaftsgüter wie beispielsweise die Phosphatminen.’ Auch das Gebiet um den im Süden der Provinz Damaskus gelegenen Sayeda Zainba-Schrein hätten die Iraner de facto unter ihre Kontrolle gebracht. Dort führten sie großangelegte Bauprojekte aus. Der wachsende Einfluss des Iran bereite der syrischen Führung zwar Kopfzerbrechen. Da das Überleben der Regierung aber vom Iran abhänge, sei es unwahrscheinlich, dass deren Sorge zu Spannungen zwischen den beiden Verbündeten führte. ‚Öffentlich wird die Assad-Regierung ihre Befürchtungen über den wachsenden Einfluss des Iran kaum zum Ausdruck bringen’, so Lucas. ‚Denken sie an den Besuch General Bakris in Damaskus vergangene Woche. Alle Erklärungen bezogen sich auf die Zusammenarbeit der iranischen und syrischen Regierungen gegen den Takfiri-Terrorismus und gegen Israel. Das Problem besteht darin, dass die Iraner, indem sie es retteten, praktisch einen Blankoscheck vom Assad-Regime erhalten haben … Also wird es Assad sehr schwer fallen, sich von ihnen zu distanzieren.“ (Ali Younes / Shafik Mandhai: „How Iran Prevented Fall of Syria’s Assad…But Soon May Be Clashing With Him“)

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