„Die ‚Hölle auf Erden‘ nennt UN-Nothilfekoordinator Stephen O’Brien Aleppo. Russische und syrische Kampfjets hatten am Wochenende zwei weitere große Kliniken im Ostteil der Stadt zerstört. Lediglich sechs Krankenhäuser sind in den belagerten Bezirken in der Stadt im Norden Syriens noch intakt, können Verwundete operieren und notdürftig versorgen. Durch das ständige Bombardement seien die Bewohner einem Ausmaß an Bestialität ausgesetzt, das ‚kein Mensch erleiden sollte‘, sagte O’Brien und forderte die Regierungen in Moskau und Damaskus erneut auf, die Gewalt sofort zu stoppen. (…) Der Beschuss mit Bunkerbomben hat ganze Wohnblocks dem Erdboden gleichgemacht. Angesichts der Sprengkraft sind die Menschen auch in den Kellern der Gebäude ihres Lebens nicht sicher. Der Start des neuen Schuljahres wurde verschoben, ein Drittel der 320 Bombentoten während der letzten zehn Tage waren Kinder.
Nach UN-Angaben steht die Gesundheitsversorgung für die rund 250.000 Menschen in dem Rebellenteil Aleppos vor dem totalen Kollaps. Lediglich 29 Ärzte sind noch im Einsatz, die praktisch rund um die Uhr arbeiten. (…) Die Rebellen in Aleppo und den 15 anderen Hungerenklaven sollen zur Kapitulation gezwungen werden. Von den im September angemeldeten 30 UN-Hilfskonvois ließ Präsident Baschar al-Assad am Ende nur sechs passieren. Mehr als zehn Tonnen Medikamente, Verbandszeug und Klinikbedarf mussten die Helfer vorher wieder abladen. ‚Wir sind empört über die Blockade solcher medizinischer Standardausstattung‘, teilte das UN-Büro für humanitäre Hilfe mit.“
(Martin Gehlen: „Aleppo: Kurz vor dem totalen Kollaps“)