Von Florian Markl
„Deshalb entschlossen sich Hunderttausende, ihre Heimat zu verlassen. Sie wurden in diesem Entschluss noch bestärkt durch einige ‚nationale Komitees‘, die … von militanten Nationalisten gegründet worden waren und ihnen versicherten, dass ihr Exil nur von kurzer Dauer sein werde, nur einige Wochen oder Monate; diese Zeit würden die verbündeten arabischen Armeen benötigen, um die zionistischen Streitkräfte zu besiegen. Die Entscheidung der arabischen Länder, mit Waffengewalt die Gründung Israels zu verhindern, hatte bei den Palästinensern große Hoffnungen geweckt. …
Nicht ahnend, was sie erwartete, entschlossen meine Eltern sich ebenfalls, ins Exil zu gehen. Wir suchten Zuflucht in Gaza, der Geburtsstadt meines Vaters. Wir ließen Hab und Gut zurück und nahmen nur das Notwendigste an persönlichen Dingen mit. Noch heute sehe ich meinen Vater vor mir, wie er die Schlüssel unserer Wohnung in der Hand hält und beruhigend zu uns sagt, wir würden bald wieder zurück sein.“
Hunderttausende wurden demnach nicht „vertrieben“, wie ZDF heute behauptete, sondern sie entschlossen sich, das Land zu verlassen. Sie „mussten“ ihre Häuser nicht zurücklassen, sondern taten dies im Vertrauen darauf, dass sie nach der Zerstörung des jüdischen Staates bald wieder zurückkehren würden. Dass diese Rechnung nicht aufging, beklagen sie und ihre Nachkommen bis heute als „Nakba“ (Katastrophe).
Khalaf hatte nicht das geringste Interesse, Israel in freundliches Licht zu rücken. Trotzdem schilderte dieser hochrangige PLO-Funktionär die Ereignisse im Jahre 1948 weitaus weniger einseitig, als ZDF heute dies tut. Was sagt es über eine öffentlich-rechtliche Sendeanstalt aus, wenn ihre Nachrichtenredaktion Propaganda verbreitet, der gegenüber die Äußerungen des ehemaligen PLO-Vize-Chefs als differenziert und gemäßigt erscheinen?